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Frieren für den Frieden

Zehn Minuten harrten gestern Nachmittag rund 400 Männer, Frauen und Kinder liegend auf dem Pflaster des Bremer Marktplatzes aus, nur geschützt von einer Isomatte. Bedeckt mit weißen Tüchern wollten sie die Toten des Gaza-Krieges symbolisieren, weitere 300 DemonstrantInnen standen um sie herum oder halfen ihnen dabei, sich zuzudecken. Mehrfach mussten die Organisatoren des islamischen Gemeindedachverbands „Schura Bremen“ die Teilnehmenden dazu auffordern, keine politischen oder religiösen Parolen zu rufen. Auch ließen sie die palästinensische Flagge, die einige über die „Leichentücher“ gelegt hatten, entfernen.

Damit reagierten sie auf die Kritik, zu einseitig zu protestieren und die getöteten Israelis zu ignorieren. Die jüdische Gemeinde hatte in einem offenen Brief dem Vorstand der Schura vorgeworfen, den „sozialen Frieden“ in Bremen zu gefährden. Die Aktion stehe „einer Völkerverständigung entgegen“, heißt es darin weiter. „Sie stellt die Verbundenheit zu Deutschland, zur deutschen Gesellschaft und Geschichte in Frage. Sie verlässt den Rahmen des interkulturellen und interreligiösen Dialogs.“

Die Veranstalter forderten gestern zu Beginn der Aktion die DemonstrantInnen dazu auf, keine Flaggen zu verbrennen oder den Staat Israel verunglimpfende Parolen zu rufen. Auf einer Demonstration am 3. Januar in Bremen mit 7.000 TeilnehmerInnen war unter anderem eine israelische Flagge verbrannt worden. Aus Sicht der Bremer Polizei gab es gestern keinen Anlass einzuschreiten. EIB/FOTOS: EIB

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