Masterplan entdeckt Insel

Revier der Zukunft: Projekt Ruhr GmbH legt Masterplan für einen Emscher Landschaftspark 2010 vor

RUHR taz ■ Wer heute an der stinkenden Emscher wohnt, wird von Mitmenschen bedauert – in fünfzehn Jahren soll das ganz anders sein: Im neuen Emschertal stehen dann schicke Einfamilienhäuser am denaturierten Fluss in einer grünen Parklandschaft, die 83 Kilometer lang von Kamen bis nach Duisburg reicht. Herzstück der Gegend bildet eine „Insel“ die am Gasometer Oberhausen beginnt und in Castrop-Rauxel endet. Gemeint ist das schmale Geländeband, das zwischen Emscherlauf und den benachbarten Kanälen liegt. 15 Milliarden werden Land, Europäische Union und die Kommunen bis dahin in den umfassenden Umbau des nördlichen Ruhrgebiets stecken. 30.000, mindestens aber 20.000 neue Arbeitsplätze sollen dabei entstehen – aus „dem Hinterhof des Ruhrgebiets wird eine gute Adresse“.

Diese schöne neue Welt für die strukturgebeutelte Emscherzone beschreibt jedenfalls der Masterplan Emscher Landschaftspark 2010 (ELP), der gestern in der Herner Künstlerzeche „Unser Fritz“ der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Auf über 200 Seiten und mannigfaltigen Plänen hat die landeseigene Projekt Ruhr Gesellschaft zusammen getragen, was sich 17 Kommunen, zwei Kreise, der Kommunalverband Ruhrgebiet sowie Emschergenossenschaft und Lippeverband für das Jammertal im Ruhrgebiet vorgenommen haben.

Seit zwei Jahren moderiert die Projekt Ruhr GmbH die Masterplan-Diskussionen. Das Gesamtpaket geht nun zurück in Räte und Vorstände der Projektträger und wird dort abschließend beraten: Wenn dann im Herbst auch noch das Land Nordrhein-Westfalen der Planungsmatrix zugestimmt hat, gilt die Leitlinie für kommunales Handeln im Revier. Die ersten der 271 neuen Projekte sollen bereit 2005 umgesetzt werden – freilich bleibt der Masterplan ein informelles Instrument, an das sich die einzelnen Akteure halten können, aber nicht müssen.

„Dieser Plan soll die gesunde Konkurrenz im Ruhrgebiet nicht aufheben“, sagt Projekt Ruhr Geschäftsführer Hanns Ludwig Brauser. Trotzdem freut er sich mächtig über den nun vorgelegten ELP: „Das ist der Zukunftsschlüssel für die Region, die nur eine Chance hat, wenn sie ihr Potenzial gemeinsam bündelt“. Und auch Projektleiter Michael Schwarze-Rodrian von der Projekt Ruhr sieht in dem ELP die Zukunft der Ruhrpolitik: „Im Masterplan wurde zusammen getragen, was möglich und nötig ist“. Vor zwei Jahren hätten sich die Oberbürgermeister des Ruhrgebiets und das Landeskabinett auf dieses Verfahren geeinigt, mit dem auch das Erbe der Internationalen Bauaustellung (IBA) geregelt wird.

Dabei ist der ELP auch ein Vorgeschmack auf den sich im Herbst bildenden Regionalverband Ruhrgebiet (RVR): Auch der neue Verband, der von den aufgewerteten Oberbürgermeistern getragen werden soll, soll sich Masterpläne zu Verkehr, Kultur oder Tourismus erarbeiten. Und Brauser, dessen Projekt Ruhr spätestens 2006 aufgelöst wird, denkt bei dem Masterplan bereits an den neuen RVR: „Der Plan sollte auch für den neuen RVR wesentlich sein“. Oberbürgermeister und Landesregierung sollten auch weiterhin ihre Interessen bündeln: „Wenn wir hier die nächsten fünf Jahre nicht nutzen, dann werden wir die Standortfragen und die schlechte demographische Entwicklung im Ruhrgebiet nicht beherrschen.“ CHRISTOPH SCHURIAN