zwischen den rillen
: Melange aus Jazz, Latin und Exotica

Fleißig ist er! Erst im letzten Herbst erschien Pascal Schäfers Debut, das Minialbum „Melody Express“, mit sechs Stücken als Vinyl-Veröffentlichung. Nun erscheint bereits ein ganzes Album auf Vinyl und CD mit zehn Stücken, und nur das Titelstück der EP wurde auf das Album übernommen. Klar wird bei dem Vergleich der beiden Veröffentlichungen, dass der Einfluss der Housemusic, der bei dem Minialbum sowieso nur sehr zurückgenommen zum Ausdruck kam, auf dem Album weiter in den Hintergrund gerät.

Stattdessen macht sich hier eine Melange aus Jazz, Blues, Latin, Exotica und sogar Easy-Listening breit, die zu entschlüsseln beziehungsweise deren einzelne Momente auf einzelne historische Referenzen zurückzuführen kaum noch möglich ist, so dicht ist das Gewebe geflochten. Eine Tabla darf neben einem Jazz-Kontrabass neben Bluesgesang neben Orgel und Housebeats stehen – und nichts davon behindert das Andere.

So fühlt man sich bereits nach einigen Stücken in eine vertraute und zugleich fremde Musikwelt versetzt. Dabei spielt Schäfer – er produziert seine Musik am Computer, teilweise mit Samples versetzt – mit räumlichen Anordnungen, schiebt Phrasen in den Vordergrund, lässt sie wieder langsam ausklingen, um sie von neuen Elementen überlagern und schließlich verdrängen zu lassen, die später ihrerseits in den Hintergrund gedrängt werden. Man könnte als Beschreibung daher gut zu Begriffen wie Landschaft oder Reise greifen, wären diese nicht für die Beschreibung von abstrakter, instrumentaler Musik schon so verbraucht. Stattdessen könnte man weniger bildlich und assoziativ von Schichten sprechen, die sich ständig überlagern, um schließlich von neuen Schichten ganz verdrängt zu werden, um ihnen Platz einzuräumen.

Das Reizvolle an Schäfers Musik ist dabei, dass durch diese Struktur die unterschiedlichsten Stimmungen – von nostalgischer Blues- und Jazzvergangenheit über exotische und psychedelische Stimmungen zu dezentem (afterhour) Clubfeeling der Jetzt-Zeit – ein homogenes Ganzes erzeugt wird, das am Besten mit dem Begriff des Phantastischen beschrieben werden kann. Christian Meyer

Pascal Schäfer: „Dawn“. Karaoke Kalk CD 26 LC 10028