Provinz ganz groß

Eher glänzend, wenig schmerzhaft. Und sicher nicht depressiv: „Now It‘s Overhead“ aus Nebraska im Knust

Blättert man im Beiheft des zweiten Albums von Now It‘s Overhead, sieht man diese Egon Schiele-Gestalten mit dürren Armen und knubbeligen Fingern – Schmerzensmenschen, die eigentlich gar nicht zu der Musik passen wollen.

Eher glänzend und von feierlicher Schönheit klingt sie, wenig schmerzhaft und sicher nicht depressiv. Im Gegenteil: Euphorisch geht das Album Fall Back Open nach vorne. Indie-Pop mit Mitsing-Appeal, sogar einige Popchöre hat die amerikanische Saddle-Creek-Band eingebaut. Saddle Creek – Sie erinnern sich? Bright Eyes, Cursive, Azure Ray! Ein Provinzlabel aus Omaha/Nebraska als Kristallisationspunkt einer ganzen Szene. Viele Bands mit wechselnden Musikern. Eine folkige Landkommune. Man könnte auch sagen: die US-amerikanische Version des bayrischen Weilheim, dessen Ausstrahlung in die Pop-Welt ja auch in keinem Verhältnis zu seiner Größe steht.

Now It‘s Overhead ist das Projekt von Bright-Eyes-Mitglied Andy Lemaster. Und auch hier besticht die ausgefuchste Mischung aus elektronischen und akustischen Elementen, die experimentell und schwelgerisch gleichzeitig ist und die hypnotisierende Kraft von Spiritualized, die Düsternis von Placebo, Travis‘ Nieselregen-Pop und U2s Pathos auf einem einzigen, ganz und gar amerikanischen Album zusammenbringt.

Auf dem Album Fall Back Open ist als Gastsänger nicht nur Saddle-Creek-Cicerone Conor Oberst dabei, sondern auch Michael Stipe von R.E.M. Stipe wird beim Konzert zwar kaum auf der Knust-Bühne stehen – dafür aber Orenda Fink und Maria Taylor von Azure Ray. Marc Peschke

Donnerstag, 21 Uhr, Knust