Bitte einlegen!

Wenn sie kaputtgehen, bleibt wenigstens der Bandsalat: Benjamin Maack will mit dem Label „Einlegen Kassetten“ die analoge Aufzeichnung rehabilitieren und rechnet schon jetzt mit der Sammelleidenschaft. Bestimmungsort ist das Wohnzimmer

von Maren Albertsen

Es gibt sicher Bequemeres, als jeden Tag mühsam sechs Stockwerke zur eigenen Wohnung hochzustiefeln, vorbei an mahnenden Tafeln mit der Aufschrift: „Wann wird die Treppe geputzt? Es wird Zeit!“

Aber der Bequemlichkeit steht Benjamin Maack nach eigener Aussage sowieso kritisch gegenüber. Insbesondere, wenn es um Musik geht. Im Zeitalter von kurzweiligen CDs, DVDs und mp3s beklagt der 26-Jährige, dass „Musik ein Medium geworden ist, mit dem man zu leichtfertig umspringen kann“.

Lieder digital aufzunehmen erfordere keinerlei Initiative mehr, wenn eine CD kaputtgeht, bleibe nichts übrig „außer eben einer kaputten CD“. Maack hingegen wünscht sich Musik als geschlossene Einheit – und hat deshalb das Label Einlegen Kassetten gegründet.

Konkreter Anlass hierfür war die Bitte des befreundeten Musikers Jonas Siegel, im kleinen „Tonstudio“ in Maacks Wohnung einige Live-Spuren einspielen zu dürfen, da er als allein Auftretender die verschiedenen Instrumente nicht gleichzeitig beherrschen kann. „Das gefällt mir“, dachte sich Maack beim Zuhören. Warum also nicht gleich alles aufzeichnen und veröffentlichen? Natürlich als Tape, denn „da steckt noch richtig Arbeit in der Organisation, man beschäftigt sich länger mit der Musik und konsumiert sie nicht nur“. Außerdem behielte man durch die analoge Form der Kassette bei einer Panne zumindest „jede Menge Bandsalat“.

Neben dem angenehmen Elektropop von Siegel alias Willson sind in der Einlegen Kassetten-Serie bisher ruhige Gitarrenklänge mit poetisch anmutenden Texten von der Band Ludwig um Sänger Michael Weins erschienen. Auswahlkriterium für Maack, der zugibt, dass es eine „extreme Geschmackssache“ ist, was aufs Band kommt und was nicht, ist vor allem der „home-recording-Anspruch“. Die Lieder müssen durchweg einer „Wohnzimmerromantik“ gerecht werden, der konkreten Stilrichtung steht Maack hingegen relativ offen gegenüber: „Es muss mir einfach gefallen.“

Trotz limitierter Auflagen und dem überwiegenden Vertrieb im Internet will das Label möglichst Plattform für (noch) unbekannte Künstler werden und die Sammelleidenschaft von Musikliebhabern wecken. Deswegen gibt es neben dem Hörgenuss auch was fürs Auge: Der mit Maack befreundete Tim Kaiser kümmert sich ums kreative Layout des Labels.

Erste Rückmeldungen von Hörern waren durchweg positiv; dass Maack voraussichtlich dennoch keine großen Gewinne erzielen wird, sieht er gelassen: „In erster Linie geht es um den Spaß.“ Musik ist sein Leben, was sich auch in seinem Zuhause in St. Pauli zeigt. In der ansonsten eher zweckmäßig eingerichteten Zweizimmerbude gibt es so viele Tonträger, dass sich die sprichwörtlichen (Regal-)Balken biegen. Überraschenderweise stapeln sich dort aber keine Tapes, sondern CDs– „die sind zum Hören manchmal doch irgendwie praktischer“.

Einlegen-Kassetten-Abend: heute, 21 Uhr, Alsenkrug, Waterloostr. 48. Informationen unter www.einlegen.de