Feuerwehr bleibt nicht im Regen stehen

Im letzten Sommer kamen zwei Teenager durch ein Orkantief um. Ein Frühwarnsystem soll die Feuerwehr künftig schneller und einfacher vor heranziehenden Unwettern warnen. Dass ein Sturm heranzieht, kann es bis zu 48 Stunden vorher erkennen

VON FRAUKE HINRICHSEN

Blau, Gelb oder Rot. Auf die drei Farben kommt es an bei FeWIS, dem neuen Wetterwarnsystem für Feuerwehren. Bei Blau ist alles in Ordnung, bei Gelb Gefahr im Anmarsch, und bei Rot ist Gefahr in Verzug. Der Deutsche Wetterdienst hat FeWIS (Feurerwehr-Wetter-Informations-System) zusammen mit der Berliner Feuerwehr entwickelt, um die Arbeit der Feuerwehren zu erleichtern – durch übersichtliche und vor allem präzise Informationen.

„Wir möchten, dass die Feuerwehren ihre Einsatzkräfte noch wirkungsvoller steuern können“, sagte Udo Gärtner, Präsident des Deutschen Wetterdienstes, als er das neue Frühwarnsystem gestern vorstellte. „Das Orkantief Anita hat gezeigt, dass bei Unwetterwarnungen noch Verbesserungen möglich sind.“ Anita fegte im Juli 2002 über die Stadt und war der schwerste Gewittersturm seit fünfzig Jahren in Berlin. Zwei Teenager wurden damals am Wannsee von umstürzenden Bäumen erschlagen. „Hätten wir FeWis da schon gehabt, hätten wir die Entstehung und Bewegung des Gewittersturmes wohl noch früher erkennen können“, sagte Bernd Petzold, Beauftragter der Feuerwehr beim deutschen Wetterdienst.

Das System, das derzeit in Berlin getestet wird, markiert auf einer Karte im Internet jeden Landkreis mit den drei Farben. Jede Feuerwehrleitstelle hat mit einem Passwort Zugriff und kann die Gefährdung für ihre Region abschätzen – je nach Wetterereignis 12 bis 48 Stunden vor dem tatsächlichen Eintreffen.

Beim Normalzustand (Blau) aktualisiert der Wetterdienst die Seite alle sechs Stunden, bei heikleren Lagen, etwa wenn ein Sturmtief heranzieht, öfter.

FeWIS liefert Informationen, die speziell auf die Bedürfnisse von Feuerwehr und Katastrophenschutz zugeschnitten sind: „Ein Problem bei unserer Arbeit ist oft, dass wir zu viele Informationen und Warnungen erhalten, die wir gar nicht gebrauchen können“, sagte Albert Broemme, Landesbranddirektor der Feuerwehr Berlin/Brandenburg. „Das System ist ein guter Informationsfilter.“ Eher magere Niederschläge, die noch keine Keller füllen, fallen durchs Raster. FeWIS vermeldet alle Wetterphänomene, die Menschen Ungemach bereiten: Es warnt vor drohenden Stürmen, Schnee- und Regenfällen, Glatteis- und Waldbrandrisiken und der Freisetzung von Schadstoffen in die Atmosphäre. Außerdem erhält die Feuerwehr Aufschluss darüber, wie lange ein Unwetter anhält und wohin es zieht.

Das neue Warnsystem wird ein altes, ebenfalls radargestützes, ablösen – dieses eignete sich aber hauptsächlich für die Vorhersage von sommerlichen Unwettern. „FeWIS kann ganzjährlich Wetterphänomene erfassen“, sagte Bernd Petzold vom Wetterdienst. Der meteorologische Alleskönner bliebt aber den Profis vorbehalten: Alle anderen können sich immerhin auf der Internetseite www.dwd.de über die Wetterentwicklung informieren.