Neue Beratung für Spielsüchtige

Die jetzt eröffnete „Fachstelle Glücksspielsucht“ will Betroffenen helfen und mehr Reglementierung der Spielanbieter

Spielsüchtige können sich ab sofort an die am Freitag neu eröffnete „Fachstelle Glücksspielsucht“ wenden. Bremen hatte eine solche geschaffen, um wie die anderen Bundesländer eine Auflage des Bundesverfassungsgerichts zu erfüllen. Dieses hatte das Glücksspielmonopol des Staates erlaubt, wenn er gleichzeitig die Spielsucht bekämpfe.

Im Land Bremen leben nach Angaben des Fachstellenleiters Gerhard Meyer 1.100 bis 3.100 Spielsüchtige, weitere 1.600 bis 3.600 Menschen zeigten ein „problematisches“ Spielverhalten. Für Meyer, einen bundesweit für seine Spielsucht-Expertise bekannten Psychologieprofessor, ist die Beratung von Spielsüchtigen und ihren Angehörigen in der Drogenberatungsstelle Mitte sowie im Psychiatrischen Behandlungszentrum Bremen Nord nur ein Teil seiner Arbeit.

Er wolle sich außerdem für eine stärkere Reglementierung der Glücksspiel-Anbieter einsetzen. So könne es nicht angehen, dass ausgerechnet die Spielautomaten, die besonders leicht süchtig machten, gar nicht als Glücksspiele gelten und deren Aufsteller deshalb nicht verpflichtet sind, vor den Gefahren der Spielsucht zu warnen. Der Grund: Früher hätten die Automaten kaum Gewinne ausgeschüttet und vor allem der Unterhaltung gedient. „Mittlerweile können sie dort mit einem Einsatz von 20 Cent 10.000 Euro gewinnen“, so Meyer. 30,8 Millionen Euro seien im Jahr 2007 an den 2.100 Automaten im Land Bremen verspielt worden, rechnete Meyer vor. Und 80 Prozent derjenigen, die in der Vergangenheit um Hilfe wegen ihrer Sucht gebeten haben, seien von den Spielautomaten „abhängig“.

Als weiteres Problem nannte Meyer die unzulänglichen Methoden Süchtige effektiv vom Zocken abzuhalten. Diese könnten sich zwar bei einem Anbieter selbst sperren, hätten aber die Möglichkeit, woanders weiterzumachen. Hier sei bessere Vernetzung gefordert, sagte Meyer.

Der Wissenschaftler geht davon aus, dass es einen Bedarf für eine auf Spielsucht spezialisierte Beratung gibt. Im Jahr 2008 hätte sich die Nachfrage nach einem solchen Angebot verdoppelt, sagte Meyer. EIB

Fachstelle Glücksspielsucht: Bürgermeister-Smidt-Str. 35, Di und Do 10 bis 12, Mi 14 bis 16 Uhr (☎ 98 97 9 – 27) und Aumunder Heerweg 83 / 85, Mo 9 bis 12, Mi 9 bis 15, Do 13 bis 16 Uhr (☎ 66 06 –  32 07).