Dokumentation

„Für diejenigen von uns, die seit Jahren im Sudan arbeiten, stellen die Vorgänge in Darfur eine tragische Wiederholung dar. Die letzte Episode war die Hungersnot von 1998 in Bahr al-Ghazal [im Südsudan; die Red.], die größtenteils das Ergebnis der Zugangsverweigerung der Regierung des Sudan zu der Region war. USAID schätzt, dass bis Juni 2004 in Darfur die Todesrate auf drei Menschen pro 10.000 täglich steigen wird. Das ist nur der Anfang. Normalerweise ist das die Zeit, in der die Darfurer ihre letzte Ernte verbrauchen. Sie säen neu, bevor der Regen einsetzt. Wenn es dann regnet, ist es schwer, Lebensmittel zu besorgen. Also essen die Leute ihre Vorräte und ihre Tiere auf, um diese Zeit zu überstehen. In Darfur gehen sie typischerweise auch in andere Teile des Sudan oder andere Länder, um Geld zu verdienen und auf Märkten zu kaufen, was sie nicht selbst anbauen können.

Dieses Jahr ist anders. Wasserquellen wurden von den Jinjaweed zerstört, Ernten verbrannt. Die Menschen, die aus ihren Häusern fliehen mussten, haben keine Vorräte. Die, die noch zu Hause sind, haben ihre Vorräte aufgebraucht, weil sie sich selbst und vertriebene Verwandte versorgen. Vieh, wenn es nicht bei Plünderungen gestohlen wurde, wurde verkauft. Esel, lebenswichtig für das Leben auf dem Land, sind massenhaft gestorben, die Menschen können Wasser und andere Güter nicht transportieren.

Wegen des Konfliktes konnte die Bevölkerung kein Geld verdienen. Auch wenn sie Geld hat, sind viele Märkte geplündert worden, oder es kommen keine Waren in die Region. Selbst wenn die Leute keine Angst vor den Jinjaweed mehr hätten und auf ihr Land zurückkehren würden, würden viele sterben, weil die Ernte schon zerstört ist. Wenn sie nicht vor der Regenzeit zur Aussaat zurückkehren, werden sie nächstes Jahr keine Ernte haben.

Es ist jetzt Mai, die Regen haben bereits eingesetzt und werden bis September anhalten. Logistisch wird es sehr schwer, Lebensmittel zu entfernten Bedürftigen zu bringen. Von einigen Hauptstraßen abgesehen verwandeln sich die Straßen in unüberwindbare Flüsse. Für Oktober bis Dezember, die traditionelle ‚Hungerzeit‘ zwischen dem Ende der Regenzeit und der nächsten Ernte, prognostiziert USAID, dass die Sterberate bis auf 20 pro 10.000 pro Tag steigen könnte, dieselbe katastrophale Rate wie in Südsudan während der Hungersnot 1998. Das Ergebnis könnte sein, dass bis zu 30 Prozent der betroffenen Bevölkerung, möglicherweise hunderttausende Menschen, in den nächsten neun Monaten sterben.“

Roger Winter von der US-Behörde für Entwicklungshilfe USAID in seinem Bericht vor dem außenpolitischen Ausschuss des US-Repräsentantenhauses am 6. Mai