„Frauen infizieren sich schneller“

Mit einer regelmäßigen Sendereihe im Bürgerfunk will die AIDS-Hilfe Bonn vor allem Frauen über HIV aufklären.Heike Gronski, Leiterin der Frauenradiogruppe und Beraterin bei der AIDS-Hilfe, erklärt, warum das nötig ist

taz: Frau Gronski, heute startet die AIDS-Hilfe eine Sendereihe im Bonner Bürgerfunk. Wie kam es dazu?

Heike Gronski: Es hat immer wieder solche Sendungen im Bürgerfunk gegeben, aber Ende letzten Jahres wurde das leider eingestellt, weil es keinen gab, der sich drum kümmerte. Dann kamen im Frühjahr drei Studentinnen auf mich zu, die im Rahmen ihres Sozialpädagogik-Studiums ein Praktikum machen müssen. Dafür hatten sie sich das Thema Frauen und AIDS ausgesucht. Da habe ich ihnen vorgeschlagen, dazu Radiosendungen zu machen. Das machen sie bis Jahresende. Ich hoffe, dass ich danach andere finde, die das weitermachen wollen, so dass die Sendung eine kontinuierliche Einrichtung wird.

Richten sich die Sendungen nur an HIV-infizierte Frauen?

Natürlich hoffen wir, dass die eine oder andere positive Frau uns hört. Aber wir wollen vor allem Informationen für die Allgemeinheit liefern mit dem Ziel, aufzuklären. Damit man sich schützen kann und damit Vorurteile abgebaut werden. Ein großes Problem ist zum Beispiel, dass schwangere HIV-infizierte Frauen mit sehr viel Ausgrenzung und Vorwürfen zu kämpfen haben. Das geschieht oft aus großer Unwissenheit – etwa über die Überlebenschancen solcher Frauen oder die Wahrscheinlichkeit einer Krankheitsübertragung auf das Kind.

Gibt es weitere Gründe, warum „Frauen und AIDS“ ein so wichtiges Thema für Sie ist?

Es gibt große Unterschiede bei den Übertragungswegen. Frauen infizieren sich schneller. Dann ist das Leben einer HIV-infizierten Frau anders als bei einem Mann, sowohl im Krankheitsverlauf als auch im gesellschaftlichen Kontext. So sind HIV-positive Frauen im Schnitt jünger und schlechter ausgebildet als Männer. Und bei den Frauen steigt die Zahl der Neuinfizierten fast kontinuierlich an.

Warum das?

Zum einen steigt allgemein die Zahl der Neuinfektionen in Deutschland wieder. Aber tendenziell sind Frauen davon stärker betroffen. Sie sind schlechter aufgeklärt, auch weil es oft Frauen mit Migrationshintergrund sind. Außerdem ist HIV in der Heteroszene nicht so präsent wie in der Schwulenszene. Präventionsangebote und -maßnahmen haben sich viele Jahre nur auf die Schwulenszene konzentriert – und vielleicht noch den Drogenbereich. Es gibt also einen Beratungsbedarf speziell für Frauen – und dazu sollen unsere Radiosendungen beitragen.

Wie entsteht eine Sendung?

Zunächst recherchieren die drei Praktikantinnen ein Thema, etwa AIDS und Schwangerschaft, und bereiten dazu Texte vor. Wir besprechen die offenen Fragen, und dann ziehen sie los und machen Interviews oder kleine Umfragen. Die technische Ausrüstung dafür bekommen sie von der Radiowerkstatt Lore, wo die Sendung auch produziert wird. Die Frauen nehmen dort auf, schneiden und liefern das fertige Band beim Bürgerfunk ab.

Interview: Susanne Gannott

Frauen und AIDS: Ab heute jeden zweiten Freitag im Monat von 20.30 bis 21.30 Uhr im Bürgerradio auf der Frequenz von Radio Bonn Rhein-Sieg (UKW 98,9/99,9/91,2/107,9) Die Themen: 14.5. Frauen und AIDS, ein Einblick; 11.6. Schwangerschaft und Kinderwunsch; 9.7. Vom HIV-Test zur Kombinationstherapie; 13.8. Mein gutes Recht mit AIDS; 10.9. Vertrauen und Liebe. Frauenbild und AIDS Kontakt: frauen@aids-hilfe-bonn.de