„Das ist ihr Job“

Gaby Allendorf, Chefin der PR-Agentur Allendorf Media, hat sich mit „Bild“ angelegt – Verständnis für Boulevard-Journalisten hat sie aber trotzdem

INTERVIEW JAN FEDDERSEN

taz: Weshalb sind Sie gegen die Bild-Zeitung vor Gericht gezogen, um eine Gegendarstellung in Sachen Zechprellerei und Max Mutzke zu erwirken?

Gabi Allendorf: Weil es um eine Frage der Ehre ging. Max ist kein Zechpreller. Das konnte und wollte er nicht auf sich sitzen lassen. Davon abgesehen, dass der Informant ihn nicht verpfeifen wollte, ist Zechprellerei ein Straftatbestand. Dagegen mussten wir was machen.

Aber die Bild -Zeitung hatte doch angeboten, sich auf einen Vergleich zu einigen.

Das war nicht akzeptabel, weil Zechprellerei einer Kriminalisierung nahe kommt. Und wir wollten generell sagen, dass man mit der Wahrheit nicht so großzügig verfahren darf. Der Vergleich hätte vielleicht Max’ Konto aufgebessert, aber er wäre die Geschichte nicht wieder losgeworden.

Weshalb legen Sie sich mit einem Blatt an, das gerade im Unterhaltungsgeschäft so geschätzt wird – nur die Bild -Zeitung kann so mächtig Aufmerksamkeit produzieren.

Es kommt immer darauf an, wie die Beteiligten die Dinge empfinden. Ich kenne viele Künstler, denen daran gelegen ist, dass die Berichterstattung wahr ist. Und dafür nehmen sie im Zweifel auch Unbill in Kauf.

Sie bedienen doch mit Ihrer Agentur auch die Klaviatur des Boulevards.

Wir bedienen die Klaviatur aller Medien. Für alle gilt: Es kann sein, dass Interessen zusammenpassen – und es kann sein, dass es keine Schnittmenge gibt. Der Maßstab ist für uns: Ich lüge nie. Wenn, beispielsweise, Max mit 180 Sachen durch die Stadt saust und man nimmt ihm daraufhin den Führerschein weg, dann kann er nicht erwarten, dass die Medien, egal welche, darüber nicht berichten. Claus Strunz, Chefredakteur der Bild am Sonntag, sagte mal: Der einzige Maßstab ist die Wahrheit.

Schlagersängerin Ireen Sheer meinte mal, sie dürfe gegen bestimmte Boulevardgeschichten über sich nicht protestieren, auch wenn sie an den Haaren herbeigezogen sind – ihr Management meine, das müsse sie aushalten.

Es bringt nichts, auf diese Weise im Gespräch zu bleiben. Ich kenne niemanden, der durch intime Geständnisse oder private Plaudereien mehr Platten verkauft oder bessere Einschaltquoten erzielt. Wer mal nicht hip ist, muss damit leben, dass die Berichterstattung zurückgeht. Die Zeitungen haben ja auch die Aufgabe, über relevante Dinge zu berichten. Ein Künstler, der nur 1.000 Singles verkauft, ist nicht relevant.

Viele Künstler wollen doch nichts verkaufen – die wichtigste Währung ist ihnen doch öffentliche Aufmerksamkeit.

Daran glaube ich eben nicht – dass jede Promotion gute Promotion ist.

Hat es tatsächlich Anrufe von Boulevardzeitungen in Sachen Max gegeben, im Sinne von: „Wir machen dich fertig, wenn wir über dich keine Geschichten kriegen“?

Sagen wir mal so: Es gab einige sehr unfreundliche Telefonate. Ich kann das aber verstehen: Am Anfang wurde Max unterschätzt – und dann begriffen einige Medien, dass der Hype auch ohne sie läuft. Da wurden sie nervös und versuchten, an Geschichten heranzukommen. Sie mussten das tun – um ihre Leser zu bedienen, das ist nun mal ihr Job. Diese Medien haben eben zu spät begriffen, dass Max ein wichtiges Thema ist.

Mit Max in der Schule, bei seinen Eltern, Max rund um die Uhr. So etwa?

So ungefähr. Das ging aber nicht, weil er sich um sein Abitur kümmern musste. Aber, mein Gott, es ist nur Unterhaltung, nichts als Unterhaltung. Muss man nicht so wichtig nehmen. Mein Mann ist Marineoffizier und momentan im Kosovo. Der schickt mir täglich viele SMS – die haben ganz andere Sorgen.