Robin Hood in der Apotheke

Für viele Arzneien gibt es billigere Alternativen. Warentester ermöglichen Preisvergleich

BERLIN taz ■ „Unser Image hat im letzten Jahr nicht gelitten“, zog gestern der oberste deutsche Warentester, Werner Brinkmann, Bilanz. Dieser Hinweis war dem Chef der Stiftung Warentest wichtig, gerieten seine Leute 2002 doch mehrmals in die Schlagzeilen. Zuerst, weil sie Anbieter von Riester-Renten fehlerhaft begutachtet hatten. Dann, als die Bahn gegen die Stiftung vorging, weil ein Bahnpreistest angeblich fehlerhaft gewesen sei.

Trotz des Ärgers seien die Auflagen der Zeitschriften Test und Finanztest stabil, so Brinkmann, das finanzielle Ergebnis bei einem Gesamtertrag von 52,7 Millionen Euro gut. Für das Image der Stiftung gilt weiter: Robin Hood plus eine Prise Beamtentum. Auch das neueste Projekt der Tester wird diese öffentliche Wahrnehmung eher fördern. Vor ein paar Tagen ging die Stiftung mit einem Projekt online, das Apothekenbesuche künftig billiger machen könnte. Die 1.500 meistverkauften rezeptfreien Medikamente lassen sich dort abrufen. Samt Inhaltsstoffen und Bewertung. Außerdem sind Beschreibungen von 70 Krankheitsbildern nachzulesen. Wer ein wenig Zeit investiert, kann beim Kauf eines Medikaments bis zu 16 Euro sparen, versprechen die Warentester.

Die pharmazeutische Industrie beäugt solche und ähnliche Angebote mit Argwohn. „Schon das erste Projekt dieser Art hat uns eine Menge Ärger mit Medikamentenherstellern eingebracht“, sagte Brinkmann gestern zur taz. Mit 70 Abmahnungen und rund einem Dutzend Gerichtsverfahren sah sich die Stiftung konfrontiert, als sie ihr „Handbuch der Medikamente“ veröffentlichte, ein Verzeichnis rezeptpflichtiger Arzneien. Aus allen Streitigkeiten sei die Stiftung aber als Sieger hervorgegangen, sagte Brinkmann. Das umstrittene Buch wurde schließlich gegen den Willen der Pharmafirmen veröffentlicht. Ab 2004 sollen die darin enthaltenen Daten auch im Internet verfügbar sein. MATTHIAS BRAUN

www.stiftung-warentest.de