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: Von Männern und Meerschweinchen

„Die Johannes B. Kerner Show“ (Do., 23.00 Uhr, ZDF)

Machen wir es wie JBK, schaffen wir das Wichtige gleich zu Anfang aus dem Weg: Schon bei der Vorstellung wurde gewettet, dass Reinhold Beckmann „der nächste Mister Sportschau ist“. Und Beckmann bestätigte natürlich, dass es so aussehe, als würden Gerhard Delling und er die alte neue „Sportschau“ in der ARD moderieren.

Eigentlich war er aber gekommen, aus seinem Leben zu plaudern. Wahrlich nicht zum ersten Mal. Und weil wir hoffnungslos verdorben sind, nehmen wir an, dass er System hat, dieser „Als-ich-als-kleiner-Bengel-auf-dem-Schoß-meines-Vaters-Schmus“. Und deshalb ist er wohl doch nicht unwichtig. Nehmen wir ihn ernst. Kerner können wir weitgehend ignorieren. Fügen Sie nach jedem halben Beckmann-Gedanken einfach ein ermunterndes „Mh, mh“, oder ein „Ja, klar, wollt ich gerade sagen“ ein, das reicht.

Unterdessen erzählt Beckmann also aus seiner Biografie, die in Twistringen bei Bremen beginnt. Und sie ist prototypisch für das, was Fernsehverantwortliche wohl von Identifikationsfiguren für die ganze Familie erwarten. Diese Verschlingung von Rebellion und Spießigkeit.

Er erzählt also, wie er auf dem Schoß seines Vaters im Bremer Weserstadion saß und von der Hochachtung, die er für ihn empfand. Andererseits hatte er während der Schulzeit zwei Verweise und lange Haare. Nach dem Abi ging er „bekifft“ von Jack Kerouacs „Unterwegs“ nach Amerika. Dafür gibt es Beweise, ein Foto mit Stirnband auf einer Farm in Montana. Zwar dauerte der Aufenthalt nur vier Monate, und als er zurückkam, trat er artig seinen Zivildienst an, aber irgendwie war er trotzdem ein Wilder. Mh, mh, ja klar, wollt ich gerade sagen.

Kerners Frage, ob Beckmann auch in echt gekifft habe, bliebt unbeantwortet. Vielleicht hätte er sonst zugeben müssen, dass er das ausgelassen hat. Das wäre nur nicht besonders wild. Oder er hat doch. Aber das wäre wohl problematisch für einen, der seine Vita mit folgender Information enden lässt: „Mit seiner Frau Kerstin (Ernährungsberaterin), den Kindern Vincent (*1993) und Greta (*1997), dem Hund Tony, einem Kaninchen und vier Meerschweinchen lebt Reinhold Beckmann in Hamburg.“ HEIKO DILK