Dem Gammelfleisch auf der Spur

Das Landeslabor Berlin-Brandenburg untersucht im Auftrag der Verbraucherschutzbehörden Lebens- und Arzneimittel. Mit der Fusion von Laboren beider Länder entsteht die größte gemeinsame Einrichtung

Untersuchungen auf Dioxin sollen zu einem Spezialbereich des Labors werden

Kerstin Herrmann hält eine weiße Dose mit rotem Deckel in der Hand. „Da ist eine Salbe gegen Hautpilz drin, die wir gerade untersuchen“, sagt die Laborantin des Fachbereichs Arzneimittel und Medizinprodukte am Landeslabor Berlin-Brandenburg (LLB). Für Herrmann gilt es herauszufinden, ob die Mengen der in den Arzneien enthaltenen Wirkstoffe den gesetzlichen Vorschriften entsprechen. Dazu würde die Salbe zunächst in einem Wasserbad erhitzt, um dann in einem Glasgefäß unter Zugabe von Lösungsmitteln bestimmte Stoffe herauszufiltern. Im Fall der Salbe will Herrmann wissen, ob der Gehalt an Clotrimazol – einem gängigen Mittel gegen Fußpilz – den Vorschriften entspricht. Kurz darauf deutet sie auf eine der vielen Zahlen in der Tabelle auf dem Bildschirm vor ihr, ein Wert knapp unter den idealen 100 Prozent. Am Clotrimazol-Gehalt der Salbe gebe es also nichts zu beanstanden.

Der Anlass, zu dem Kerstin Herrmann und Harald Fietze, Prüfleiter des Fachbereichs, am Montag Politikern und Journalisten ihre Arbeitsweise näherbringen, tangiert sie selbst eher weniger: Das Berliner Institut für Lebensmittel, Arzneimittel und Tierseuchen hat zu Anfang des Jahres mit dem Landeslabor Brandenburg fusioniert; doch für Fietze und seine Abteilung ist die Kooperation über die Landesgrenzen nichts Neues: „Brandenburg hat schon vor Jahren seine Einrichtungen geschlossen und kauft seitdem die Analysen bei uns ein“, so der studierte Apotheker. Auch das Land Thüringen gehöre zu den Kunden des Berliner Arzneimittellabors. Als Untersuchungsbehörde handelt diese im Auftrag der Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz als primärer Überwachungsinstanz.

Deren Leiterin, Senatorin Katrin Lompscher (Linke), ist ebenso wie Dietmar Woidke (SPD), Minister für Umwelt und Verbraucherschutz in Brandenburg, in die Invalidenstraße, gleich beim Hauptbahnhof, gekommen. Sie eröffnen mit dem LLB die größte gemeinsame Landeseinrichtung Berlins und Brandenburgs. Künftig teilen sich jeweils 245 Angestellte an den Standorten in Berlin und Frankfurt (Oder) die Analyse-Aufgaben in den Bereichen Verbraucher- und Ressourcenschutz, Arznei-, Lebens- und Futtermittelsicherheit sowie bei Tierseuchen. Als Gewinn betrachten alle Beteiligten die Fusion. „Die Zusammenlegung ist sinnvoll, um dauerhaft ein hohes Niveau des Verbraucherschutzes sicherzustellen“, sagt Lompscher. „Mit der Bündelung der Kräfte haben wir die hochqualifizierte, unabhängige staatliche Stelle, die wir brauchen“, stimmt Minister Woidke zu.

Durch die Teilung der Aufgaben habe man in Zukunft Vorteile, was die Anschaffung teuren Spezialgerät angeht, sagt Günter Hälsig. Der Abteilungsleiter für Umwelt, Klimaschutz und Nachhaltigkeit in Woidkes brandenburgischem Ministerium war maßgeblich an dem drei Jahre dauernden Fusionsprozess beteiligt. „Lebensmittel, Kosmetika und andere Bedarfsgegenstände werden in Berlin untersucht, denn hier sind die meisten Konsumenten zu finden“, konkretisiert Hälsig den Aufgabenbereich des Standorts in der Invalidenstraße. Die Stelle in Frankfurt werde dagegen verstärkt Erzeugnisse landwirtschaftlicher Produzenten, etwa Futtermittel, analysieren. Untersuchungen auf Dioxin, dessen Vorkommen in irischem Schweinefleisch kürzlich für Aufsehen gesorgt hatte, sollten zu einem Spezialbereich des LLB werden.

Zufrieden mit dem Gemeinschaftsprojekt beider Länder sind auch die Angestellten. „Wir haben einen sehr guten Übergangstarifvertrag hinbekommen“, urteilt Ralf Otto, Personalratsvorsitzender auf brandenburgischer Seite. Kein Mitarbeiter müsse zwischen den Standorten pendeln, wenn er das nicht wolle. SEBASTIAN PUSCHNER