Der Fisch stinkt vom Kopf her

US-Verteidigungsminister Rumsfeld soll Folter irakischer Gefangener angeordnet haben, um an Informationen über Aufständische zu kommen. Vorbild sei Afghanistan. Pentagon dementiert

NEW YORK ap/rtr/afp ■ US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld hat nach einem Bericht des The New Yorker die Anwendung körperlicher Gewalt und sexueller Erniedrigung bei irakischen Gefangenen persönlich genehmigt. Ziel des geheimen Programms sei gewesen, Informationen über den wachsenden Widerstand in Irak zu gewinnen, meldet die Zeitschrift unter Berufung auf aktive und frühere Geheimdienstmitarbeiter. Das Verteidigungsministerium wies dies entschieden zurück.

Der New Yorker schreibt, Rumsfeld habe im vergangenen Jahr beschlossen, diese Methoden, die in Afghanistan bei der Jagd nach Al-Qaida-Mitgliedern eingesetzt worden seien, auf das Abu-Ghraib-Gefängnis bei Bagdad auszuweiten. Die USA hätten sich zum Einsatz dieser Verhörmethoden in Afghanistan entschlossen, nachdem sie dort in den ersten Wochen des Krieges kaum Erfolge im Kampf gegen al-Qaida verzeichnet hätten. Dieses Programm sei auch von Sicherheitsberaterin Rice gebilligt worden, Präsident Bush sei informiert worden.

Kommandoeinheiten konnten demnach Verdächtige sofort und gegebenenfalls unter dem Einsatz von Gewalt in geheimen CIA-Einrichtungen verhören. Die Informationen seien dann an das Pentagon weitergegeben worden. Im vergangenen Jahr hätten dann Rumsfeld und der für Geheimdienste zuständige Staatssekretär Cambone das Programm auf Abu Ghraib ausgeweitet. Die CIA habe sich aber schon im Herbst aus den Aktionen im Irak zurückgezogen. Diese seien für ranghohe Terroristen in Afghanistan gebilligt worden, aber nicht für Taxifahrer und andere Leute, die auf der Straße aufgegriffen worden seien, wurde ein CIA-Mitarbeiter zitiert.

Das US-Militär untersagte unterdessen Verhörmethoden wie Schlafentzug und den Zwang, lange in schmerzhaften Körperhaltungen zu verharren.

Eine der angeklagten Wachen des Gefängnisses Abu Ghraib bei Bagdad hat die Fotoaufnahmen von aufeinander gelegten nackten und masturbierenden Gefangenen als „Spaß“ bezeichnet. „Wir fanden, es sah so lustig aus, deshalb wurden Fotos gemacht“, sagte die US-Gefreite Lynndie England der New York Times. Die Misshandlungen in Abu Ghraib seien Routine gewesen und manchmal amüsant, hätten jedoch fast nie die Grenzen des Erlaubten überschritten, betonte England dem Blatt zufolge. WG

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