„Steuern zahlen ist doch schon ganz gut“

Ab heute gilt auch für ihn endlich die Fünftagewoche.Das muss reichen, findet Harald Schmidt (23.15 Uhr, Sat.1)

Es war ja auch ein Skandal: Die Konjunktur lahmt, und dieser Mann hat immer langes Wochenende. Damit ist Schluss: Ab heute läuft die „Harald Schmidt Show“ auch montags.

taz: Herr Schmidt, Sie geben nicht besonders viele Interviews. Warum, wenn man fragen darf?

Harald Schmidt: Ich finde, man verplappert sich. Ich finde, ein Interview ist so eine Eitelkeit – weshalb ich das früher auch wahnsinnig gerne gemacht habe. Ich fand das toll, in was ich mich da reingeredet habe. Mittlerweile gebe ich aber auch aus geschäftlichen Gründen kaum Interviews. Denn je mehr man Hintergrundinformationen liefert, desto mehr gibt man aus der Hand. Ich mache eine Sendung, und damit hat sich’s.

Selbst Ihre erste Biografin wurde von Ihnen nicht mit einem Interview beglückt. Haben Sie die Biografie gelesen?

Nein, warum sollte ich das auch? Wenn jemand beschließt, ein Buch über mich zu schreiben, dann habe ich ja nichts damit zu tun. Selbst wenn da Unwahrheiten drin stehen würden, wäre das nicht von Bedeutung für mich.

Aber sonst, zum Beispiel in Zeitungen, lesen Sie schon Artikel über Ihre Person?

Ja, alle. Da gehe ich jetzt mal von aus.

Welche Blätter liegen denn auf Ihrem Frühstückstisch?

Die Süddeutsche, die FAZ, der Kölner Stadtanzeiger, die taz und die Neue Zürcher Zeitung.

Und woher kommen dann die Bild -Ausrisse in Ihren Sendungen?

Ach ja, die Bild-Zeitung liegt natürlich auch dabei.

Haben Sie sich je als Journalisten gesehen?

Nein, das habe ich nie. Ich bin Conférencier. Das, was ich mache, ist ja eine Kunstform, da kommt es ja auch nicht zu wirklichen Interviews.

Ich habe keinen Fernseher – wie überzeugen Sie mich, einen zu kaufen?

Überhaupt nicht. Null. Absolut gar nicht. Die Entscheidung bleibt jedem selbst überlassen. Man kann viel Spaß haben, wenn man das Fernsehen als eigenes Kunstmedium nimmt, das man sich selber zusammenstellt – durch Zappen.

Wie viele Programme haben Sie zu Hause?

Ich glaube, etwa 25.

Wie viele Fernseher?

Zwei.

Videorecorder?

Ja, aber den kann ich nicht bedienen. Der staubt nur vor sich hin. Ich habe schon ewig nichts mehr aufgezeichnet, seit Jahren nicht mehr, wirklich.

Nicht gerade der Technologie-Freak. In Ihrer Sendung sitzt Manuel Andrack ständig am Computer. Können Sie das überhaupt?

Doch, ich gehe hin und wieder ins Internet, aber eigentlich nur als Zeitungsleser. Ich bestelle keine Bücher, ich buche auch keine Reisen – ich kann das nicht. Manchmal bin ich auch so ein Google-Nutzer. Zum Beispiel begegnet mir der Schriftsteller „Chesterton“ – nie gehört, also gebe ich „Chesterton“ ein und bin dann zwei Stunden bei Chesterton drin. Aber wenn irgendwann so etwas auftaucht wie „Acrobat Reader“, ist für mich auch schon wieder Feierabend. Ich habe es auch noch nie geschafft, im Internet Musik anzuhören oder mir einen Videoclip anzugucken. Ich habe auch keinen Drucker. Und was ich im Jahr vielleicht dreimal mache, ist, einen Text zu mailen.

Ab morgen haben Sie montags nicht mehr frei, sondern senden an allen fünf Werktagen – „für Deutschland“, wie Sie es ausdrücken. Gibt es eigentlich sonst noch was, was Sie „für Deutschland“ tun würden?

Gar nix. Steuern zahlen, das ist doch schon ganz gut, oder? Den Rest machen Leute, die was davon verstehen, etwas „für Deutschland“ zu tun.

INTERVIEW: JAKOB BUHRE