Wochenübersicht: Bühne
: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

„Platonow“, Maxim Gorki Theater, Premiere 19. 5.

„Blowing It“, Friends Of Italian Opera, Premiere 21. 5.

Nachdem sie aus dem Rausch der Utopie endgültig aufgewacht ist, hat sich die Volksbühne jetzt neuen Drogen zugewandt: zum Üben unterzog Frank Castorf zunächst einmal die etwas sanftere Droge Kokain seinen dramatischen Exerzitien. Jetzt geht er richtig zur Sache und nimmt sich des härtesten aller Rauschmittel, des Goldes, an. Basis seiner Auseinandersetzung ist ein Roman des amerikanischen Emile Zola Frank Norris, der 1899 erschien. „Gier nach Gold“ heißt loreromanmäßig die deutsche Übersetzung, im Original „Mc Teague. A Story of San Francisco“. Der Zahnarzt Mc Teague ist ein menschliches Monster, der aus Gier seine Frau ermordet und auf der Flucht durchs Death Valley am Ende selbst ums Leben kommt. Natürlich ist die deftige Story für Castorf bloß Vorwand für tiefergehende Überlegungen zum Phänomen Kapitalismus. Die Dramaturgenprosa der Presseankündigung klingt wie immer verdächtig nach Proseminar und wahrscheinlich wird man sich wieder auf einen mehrstündigen Aufenthalt in der Volksbühne gefasst machen müssen. Schade eigentlich, dass man als Absolvent einer Castorf-Aufführung keinen Schein bekommt. Um Drogen geht es auch in der neuesten Produktion der Friends Of Italian Opera „Blowing It“ beziehungsweise einen Drogenfahnder namens Mike Fahey. An seinem Beispiel versteht man schnell, dass der Unterschied zwischen Dealer und Fahnder kaum wahrnehmbar ist. „A comedy about cops, criminals and cannabis.“ Verspricht das Theater. Ein bisschen passt auch der arme Platonow ins Bild der Woche. Doch weil es Anton Tschechow war, der ihm das dramatische Leben eingehaucht hat, geht er einen etwas anderen Weg: welchen genau, kann man im Maxim-Gorki-Theater sehen, wo Uwe Eric Laufenberg Tschechows Erstlingswerk u. a. mit Leslie Malton und Regine Zimmermann inszeniert.

„Gier nach Gold“, Volksbühne, Premiere 22. 5.