Transparente Betreuung

Mit Hilfe eines Gütesiegels will die Landesregierung die Qualität des Betreuten Wohnens verbessern

Dortmund taz ■ Immer mehr ältere Menschen in Nordrhein-Westfalen ziehen Angebote des Betreuten Wohnens dem Altersheim vor. Entweder, weil sie sich zu fit dafür fühlen, oder weil sie ein „All-Inclusif“-Zimmer nicht finanzieren können. Für sie hat ein frisch gegründetes Kuratorium nach dem Vorbild von Baden-Württemberg einen Gütesiegel erarbeitet, das ab Mitte 2004 angewandt werden soll.

„Für die Entwicklung des Qualitätssiegels haben wir alle Institutionen an einen Tisch geholt, die etwas vom betreuten Wohnen verstehen“, sagt Sozialministerin Birgit Fischer (SPD) gestern in Dortmund. Das sei wichtig, um Anbietern und Interessenten gerecht zu werden. Vorbildliche Anlagen des betreuten Wohnens hätten in Zukunft folgende Kriterien zu erfüllen: Die Wohnung muss in eine gute Infrastruktur gebettet und altengerecht gebaut sein. Es muss sowohl für einen Grundservice gesorgt sein als auch ein Wahlangebot an Dienstleistungen bestehen. Die genaue Aufführung von Leistungen in Miet- und Betreuungsverträgen soll Pflicht werden.

Etwa 0,5 bis ein Prozent der älteren Menschen in Deutschland leben bisher in betreuten Wohnformen. In NRW existieren 300 Einrichtungen, die sich mal Seniorenresidenzen, mal „Wohnen Plus“ oder „Wohnen mit Service“ nennen. Der Bedarf wächst gewaltig, weiß die Ministerin. „Gerade im Ruhrgebiet wird die Weiterentwicklung von neuen Wohnformen immer wichtiger“, sagt Fischer. Denn die Altersspirale im Revier sei dem übrigen Deutschland 25 Jahre voraus. „Die kommende Generation der Senioren lebt heute schon alternative Wohnformen zur Familie“, fügt sie hinzu. Für diese müssen Angebote in Zukunft noch breiter gefächert sein. „Um den Überblick nicht zu verlieren, benötigen wir bestimmte Standards“, so Fischer. Es solle damit verhindert werden, dass bei unerfüllten Erwartungen ein erneuter Umzug notwendig sei.

1.000 und 3.000 Euro soll das Siegel für Wohnungsbauunternehmen kosten: „Im Gegensatz zu Bayern und Baden-Württemberg versuchen wir die Kosten für das Prüfverfahren niedrig zu halten“, sagt Alexander Rychter, Vorsitzender des Kuratoriums. In Süddeutschland sei die Zahl der Einrichtungen mit Gütesiegel zu gering. Das Kuratorium ist aus der Landesinitiative „Seniorenwirtschaft“ hervorgegangen. Diese wird von der Dortmunder Forschungsgesellschaft für Gerontologie und dem Gelsenkirchener Institut Arbeit und Technik getragen.

NATALIE WIESMANN