Voll entfremdet

Die Hi-Hats in die Ohren bohren: Lali Puna im Lagerhaus

Bei oberflächlichem Hören wirken Lali Puna, die kommenden Samstag in Bremen spielen, extrem gefällig: Impressionistische Gitarrenschraffuren umspülen pluckernde Beats und elektronisches Gezirpe. Aber die Songs handeln von Entfremdung und Ohnmacht angesichts der gängigen Repräsentationen von Realität.

Zentrum der Band ist Valerie Trebeljahr, die mit ihrer angenehmen Stimme den ersten Eindruck zu bestätigen schiene, wäre ihr Vortrag nicht so distanziert: Trebeljahr spricht eher als zu singen und wirkt losgelöst vom restlichen Geschehen. Unter der einschmeichelnden Oberfläche werden widerstrebende Impulse deutlich: Da türmen sich die Gitarrensounds schon mal zu undurchdringlichen Wänden auf, oder eine Hi-Hat bohrt sich insistierend in die Ohren.

Lali Puna sind das Aushängeschild von Morr Music. Das kleine Berliner Label hat einen weltweiten Ruf als Erneuerer der Verbindung von Indie-Rock und Electronica. Im Vorprogramm tritt mit Alias ein weiterer, lose mit Morr verbundener Act auf. Das scheint zunächst ungewöhnlich, denn Brendon Whitney gilt als Vertreter des Abstract-HipHop. Aber auch seine Musik ist geprägt von Entfremdung und Orientierungslosigkeit. Was bei Lali Puna unterschwellig mitschwingt, ist bei Alias offensichtlich: Schwerfällige Beats suchen sich ihren Weg durch unheilvoll anmutende Soundscapes, während Whitney in freien Metren seine innersten Ängste nach außen kehrt. Dieter Wiene

22.05., 20:00 Uhr, Lagerhaus HB