Messungen um Atommeiler angezweifelt

Der französische Energiekonzern EDF steht im Verdacht, Radioaktivität im Umkreis von AKW nicht sauber zu messen

PARIS taz/afp ■ Für die Atombranche in Frankreich war das Jahr 2008 eine Serie von Pannen. Die vorerst letzte davon war im Dezember: Da hat die Atomaufsichtbehörde (ASN) die Strahlenmessungen in den hauseigenen Labors des Energiekonzerns EDF kritisiert und sie vorübergehend dem Energiekonzern entzogen. Begründung der ASN: Die Messungen der EDF seien „ungenau“.

Das Netzwerk „Sortir du Nucléaire“ hat die ursprünglich interne Kritik jetzt öffentlich gemacht. Unter anderem hat die ASN bei den hauseigenen Messungen des Energiekonzerns Abweichungen von bis zu 15 Prozent bei den Strahlenwerten festgestellt.

Am 16. Dezember hat sie dem Energiekonzern vorübergehend die Messungen entzogen. Bis Februar muss EDF nun die Methoden in seinen Labors verbessern und den Anforderungen der ASN anpassen. Welche Labore in der Zwischenzeit die Messungen vornehmen, ist unbekannt.

In einem Brief an Umweltminister Jean-Louis Borloo sprechen die Atomgegner vom Netzwerk Sortir du Nucléaire von Gefahren für Mensch und Natur und befürchten, dass die radioaktiven Rückstände rund um die 58 französischen Atomreaktoren seit dem 16. Dezember überhaupt nicht gemessen werden.

Seit die Atomaufsicht ASN im Juni 2006 in eine unabhängige Verwaltungsstelle umgewandelt wurde, ist die Kontrolle des französischen Atomsektors schärfer geworden.

Im vergangenen Jahr wurden auch deswegen kleine und große Pannen im französischen Atomsektor mehr bekannt als je zuvor. Unter anderem erfuhr die Öffentlichkeit wiederholt vom Austreten strahlender Substanzen aus der Atomanlage von Tricastin in der südfranzösischen Drôme. DORA