Schuld war nicht nur der Lotse

Abschlussbericht: Beim Flugzeugcrash von Überlingen machten auch die Piloten Fehler

BERLIN dpa/afp ■ Fehler bei Mensch und Maschine haben zum Flugzeugcrash bei Überlingen geführt. Das geht zwei Jahre nach der Tragödie mit 71 Todesopfern aus dem jetzt veröffentlichten Abschlussbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU) hervor. Die Anwälte der Angehörigen drängen jetzt auf eine rasche Entschädigung.

Am 1. Juli 2002 war in der Nähe des Bodensees eine russische Tupolew mit einer Fracht-Boeing zusammengeprallt. Schuld daran habe vor allem die Schweizer Flugsicherung Skyguide. Dem Bericht zufolge hatte Skyguide seit Jahren geduldet, dass nachts nur ein Lotse im Kontrollraum arbeitet. Es müssten aber mindestens zwei sein, forderten die BFU-Experten. Außerdem funktionierte das Warnsystem und das Telefon des Lotsen in der Unglücksnacht nur teilweise. Ein Karlsruher Lotse, der das Unglück kommen sah, versuchte vergeblich anzurufen.

Der BFU-Bericht zeigt aber auch die Mitschuld der Tupolew-Piloten. Diese waren vom Lotsen zum Sinkflug aufgefordert worden. Das Warnsystem TCAS an Bord der Maschine erkannte aber den gleichzeitigen Sinkflug der Fracht-Boeing und forderte die Russen deshalb zum Steigflug auf. Die Crew hätte sich nach TCAS richten müssen und so „den Unfall sicher verhindert“, heißt es in dem Bericht. Doch die Piloten kannten TCAS nicht gut genug. Dies dürfte vor allem bei den Angehörigen der Absturzopfer für Aufsehen sorgen. Der Lotse war Anfang Februar von einem Russen ermordet worden, der seine Familie bei dem Absturz verloren hatte.