Vision von einem Domizil für freie Gruppen

Zwei Kulturschaffende wollen in Köln ein Zentrum für freies Theater gründen. Die „Inteata“-Gründer Alireza Varzandeh und Inka Neubert brauchen für ihre „spartenübergreifende Arbeit“ ein festes Haus – und dafür Geld von der Stadt

Köln taz ■ Inka Neubert und Alireza Varzandeh, Gründer des „Inteata“, haben sich viel vorgenommen: Sie wollen in Köln ein Zentrum für freies Theater gründen, mit wenig Geld Theater auf hohem Niveau veranstalten, renommierte Künstler aus dem ganzen Land für Gastauftritte in die Domstadt holen und der Republik ein positives Signal geben: Man kann es schaffen, wenn man nur will. Kurz: Die beiden Theatermacher wollen den Idealismus wieder in den Vordergrund rücken, dafür allerdings eine jährliche Subvention von der Stadt Köln über 220.000 Euro.

Der idealistische Weg begann vor vier Jahren, als die Regisseurin Inka Neubert und der Ausstatter Alireza Varzandeh das „Inteata“ gründeten. Das freie Theater gründet auf zwei Prinzipien. Zum einen verstehen sich Neubert und Varzandeh als Entdecker. Sie sind ständig auf der Suche nach neuen jungen Autoren, und oft inszenieren sie Stücke, die keiner kennt.

Zum anderen ist es ein Theater ohne eigenes Haus. Für jedes Stück muss daher der passende Raum gefunden werden. Das kann mal ein Keller, ein Wohnzimmer oder eben die ehemalige Kantine der Deutschen Bank sein. Hinzu kommt, dass sich die Produktionen durch eine „spartenübergreifende Arbeit“ auszeichnen, wie Regisseurin Neubert es nennt. Soll heißen: Mehrere Künstler setzen sich mit den Stücken auseinander, so dass im Anschluss ein Zusammenspiel von Theater, Musik und bildender Kunst heraus kommt.

1997 und 1999 wurde das „Inteata“ mit dem Kölner Theaterpreis ausgezeichnet, im Jahr 2004 gewann es den Preis des nordrhein-westfälischen Theaterfestivals „Theaterzwang“. Finanziert wird das „Inteata“ bisher aus vier verschiedenen Töpfen: von der Stadt Köln, dem Land Nordrhein-Westfalen, der Stiftung Kunst und Kultur und dem Fonds Darstellende Künste e.V.

Das neue Konzept, das Neubert und Varzandeh Anfang Mai der Presse vorstellten, will das alles nun weiterführen, allerdings mit einem eigenen Haus. Die beiden Künstler planen ein Zentrum für freies Theater, in dem das „Inteata“, freie Kölner Gruppen sowie nationale oder auch internationale Gastgruppen arbeiten sollen.

„Wenn es ums Theatermachen geht, ist Köln vollkommen isoliert“, sagt Varzandeh. „Wir wollen eine kulturelle Stätte schaffen, die den Anschluss an überregionale Häuser wieder herstellt.“ Pro Jahr sind 200 Abendveranstaltungen geplant, ein möglicher Ort ist die Halle Kalk mit der bereits vorhandenen Infrastruktur.

Die Kalkulation sieht eine jährliche Förderung von 250.000 Euro vor, von denen die Stadt Köln allein 220.000 Euro tragen soll. Um die geschätzten Ausgaben von 340.000 Euro zu decken, rechnen Neubert und Varzandeh mit Einnahmen aus den 200 Abendveranstaltungen von 80.000 Euro.

Ein optimistisches Ziel. Zum Vergleich: Das Schauspielhaus Köln kommt gerade auf 180 Abendveranstaltungen pro Jahr. Auch die zuständige Referentin am Kulturamt, Gisela Deckart-Kölvenbach, bremst den Optimismus der Künstler. Sie sei zwar selbst eine Verfechterin eines neuen Theaterhauses, aber wenn dieses entstehen sollte – was angesichts der schlechten Haushaltssituation noch in den Sternen steht – sei es unwahrscheinlich, dass „Inteata“ die Leitung übergeben wird. „Ich schätze Inka Neubert als Regisseurin, aber die Qualifikation für die Leitung eines Theaters ist eine andere.“ Außerdem sei die Halle Kalk bereits als Spielort vergeben und eine andere Immobilie momentan nicht in Sicht.

Alireza Varzandeh und Inka Neubert halten an ihrer Vision fest. „Wir werden es auch ohne die Stadt schaffen.“ Einige Kölner Unternehmen hätten bereits ihr Interesse an einer Förderung des neuen Zentrums zugesagt. Die Namen der Unternehmen möchten die beiden Künstler allerdings nicht nennen. Anne Hansen