„Gott schließt keinen von seiner Liebe aus“

Die Kirche im Oldenburger Land geht mit einem Projekt gegen Rechts vor. Rechtsextreme belegten christliche Werte, um Bauernfängerei zu betreiben, meint Projekt-Organisatorin Elisabeth Dartmann von der Katholischen Arbeiterbewegung

taz: Frau Dartmann, Sie mobilisieren mit Ihren Projekt „Würdeträger“ christliche Verbände gegen Rechtsradikalismus. Warum sollte sich gerade die Katholische Kirche gegen Rechts einsetzten?

Elisabeth Dartmann: Gott hat alle Menschen nach seinem Ebenbild geschaffen. Folglich sind alle Menschen gleich. Das ist Grundsatz unseres Glaubens. Rechtsextremismus widerspricht diesem Grundsatz. Christliche Werte können dem entgegen wirken und als Zusammenhalt unserer Gesellschaft fungieren.

Unterscheiden sich christliche Werte denn so sehr von den Werten der Rechtsextremen?

Natürlich tun sie das.

Werte wie Familie, Heimat, Bürgerlichkeit und soziale Wohlfahrt spielen auch bei Rechtsextremen eine entscheidende Rolle.

Die Rechtextremen besetzen diese Werte. Sie benutzen sie zur Bauernfängerei.

Das könnte man der Kirche auch vorwerfen.

Bei den Rechtsextremen werden die Werte jedoch nicht erst gemeint. Sie lehnen die unveräußerliche Menschenwürde ab. Sie nutzen Werte wie Familie und Heimat zur Ausgrenzung anderer aus. Wir wollen über diese Werte Gemeinschaftlichkeit bilden.

Funktioniert Religion nicht auch manchmal über Ausgrenzung?

Da sind Sie nicht auf dem Stand des zweiten Vatikanums. Darin wurde der Anspruch der Katholischen Kirche, die einzig wahre Religion zu sein, deutlich relativiert. Gott schließt keinen Menschen von seiner Liebe aus.

Richtet sich die Initiative „Würdeträger“ auch gegen rechte Ansichten innerhalb der eigenen Glaubensgemeinschaft?

Unsere Initiative richtet sich gegen Rechtsextremismus in der gesamten Gesellschaft. Christlicher Glaube und Rechtsextremismus widersprechen sich massiv. Es ist jedoch nur schwer zu verhindern, dass rechtsextrem denkende Menschen meinen, sie müssten uns unterwandern. Wir tun alles, um dem entgegenzuwirken.

Werden sie auch mit antifaschistischen Organisationen zusammenarbeiten?

Wir sind in erster Linie nicht gegen etwas, sonder für etwas: Wir setzten uns mit unserem Projekt für ein Bekenntnis zur unveräußerlichen Menschenwürde ein.

Das widerspricht keiner Zusammenarbeit mit antifaschistischen Gruppen.

Mitmachen an dem Projekt kann jeder, der sich zur Menschenwürde bekennt und bereit ist, im Sinne des Projektes zu wirken. Dabei muss es sich nicht nur um christliche Organisationen handeln. Wir verstehen uns aber nicht als antifaschistisches Bündnis.

INTERVIEW: JOHANN TISCHEWSKI

Fotohinweis:ELISABETH DARTMANN, 41, ist Landessekretärin der Katholischen Arbeiter-Bewegung und organisiert das Projekt „Würdeträger“