Viel versprechendes Programm

Auch dieses Jahr lädt das Schleswig-Holstein Musik Festival zum Jazzwochenende ins Salzauer Schloss. Einen Schwerpunkt bilden die verschiedenen Projekte der „Artists in Residence“, Pat Metheny und Dave Holland

von GERD BAUDER

„Strings‘n‘Bass“ lautet in diesem Jahr das Motto der JazzBaltica, dem großen schleswig-holsteinischen Jazzfestival. Etwas unglücklich ist das Motto ja gewählt: Im Mittelpunkt der Veranstaltungen stehen nicht etwa Celli und Geigen, sondern die Gitarre und der Kontrabass. Bei der Programmzusammenstellung haben die Veranstalter dafür aber eine glücklichere und zudem viel versprechende Wahl getroffen.

Den Schwerpunkt setzen Gitarrist Pat Metheny und Bassist Dave Holland. Die beiden Musiker sind als sogenannte „Artists in Residence“ über die gesamte Dauer des Festivals in Salzau zu Gast. Das erlaubt ihnen, an den verschiedenen Tagen unterschiedliche Projekte zu verwirklichen. Pat Metheny etwa eröffnet heute zunächst das Rahmenprogramm in Kiel. Dort trifft er im Kiel Trio auf Jochen Rückert am Schlagzeug und Martin Wind am Bass. Mit den beiden in New York ansässigen deutschen Jazz-Überfliegern spielt Metheny endlich einmal wieder in jener Besetzung, in der er einige seiner besten Alben aufgenommen hat. All jenen, denen seine Group in letzter Zeit gar zu esoterisch geworden ist, sei der erstaunliche „straight ahead“ Triogitarrist Metheny wärmstens empfohlen.

In Salzau präsentiert sich Metheny dann mit zwei Projekten. Zum einen tritt er samstags mit dem Salzau Quartet auf. Gemeinsam mit Tenorist Michael Brecker, Bassist Christian McBride und Drummer Antonio Sanchez wird er dabei an sein legendäres 80/81-Album erinnern und zeigen, wie scheinbar mühelos vier Jazzvirtuosen High-End-US-Jazz spielen können. Tags darauf trifft der Gitarrist auf die Jazzbaltica Band um Lars Danielsson. Seine schier unbegrenzte Vielseitigkeit wird Metheny dann im Gitarrenduo mit Ulf Wakenius, einer fusionesken Sextettbesetzung mit Trompeter Till Brönner und schließlich in der Bigband um Posaunist und Sänger Nils Landgren beweisen.

Dave Holland, der zweite künstlerische Dauergast, präsentiert seinerseits drei Projekte. So eröffnet er das „Ray Brown Tribute Konzert“ am Samstag mit einem seiner seltenen Solokonzerte für Kontrabass. Freitags gastiert er mit dem Dave Holland Quintet, seiner seit Jahren bestehenden Band. Mit dieser frönt er einem rauen, urbanen und zeitgenössischen Jazz. Zum Abschluss am Sonntag spielt sein Quintett dann mit der NDR-Bigband Kompositionen aus seinem preisgekrönten Album What Goes Around.

Neben den Projekten der beiden Hauptgäste gibt es natürlich noch einiges mehr an Musik. So kann man sich etwa auf ein Doppelkonzert von Jane Monheit und Roy Hargrove freuen und das Esbjörn Svensson Trio im gemeinsamen Konzert mit dem Schleswig Holstein Chamber Orchestra bestaunen. Nicht zu vergessen sind auch die „kleineren“ Bands, die das Rahmen- und Vorprogramm bestreiten. Unbedingt anschauen sollte man sich das Konzert der Berliner Saxofonistin Sandra Weckert am Freitag: Mingus meets Humor meets Unbeschwertheit – eine relative Seltenheit im deutschen Jazz.

Donnerstag: Groove Galaxi, Pat Metheny Kiel Trio, 20 Uhr, Kieler Schloss; U-Street All Stars, JazzBaltica Ensemble, 20 Uhr, Husum, Theodor-Schäfer-Berufsbildungswerk; Freitag: Open Air (15.30–16.30 Uhr); JazzBaltica Ensemble, Dave Holland Ounitet (17 Uhr), G. Dabiré/L. Kanza/D. Miller, noJazz (21 Uhr); S. Weckert (21 Uhr); Sessionkonzert (23 Uhr); Sonnabend: Open Air (12–15 Uhr); U-Street All Stars, Dave Holland Solo, Ray Brown Tribute (15 Uhr); P. Metheny, M. Brecker, C. McBride, A. Sanchez; Esbjörn Svensson Trio und Schleswig-Holstein Chamber Orchestra (20.15 Uhr); Katja Riemann Oktett (21 Uhr); Sessionkonzert (23 Uhr); alles Salzau; Sonntag: Open Air (12.30–14.30 Uhr); NDR Bigband meets D. Holland, P. Metheny (14.30 Uhr); 4 For The Festival, Preisträgerkonzert „Jugend jazzt“ (16.30 Uhr); J. Monheit, R. Hargrove und RH Factor (20.15 Uhr); alles Salzau.Infos und komplettes Programm unter www.jazzbaltica.de