Bahncard 50 is back

Was Mehdorns Zurückrudern für den Nordwesten bedeutet: Nicht alles wird ab August wie vor der Preisreform der Bahn. Aber: Spontan-Fahren lohnt sich wieder. Auch mit dem IC

Bremen – Hannover per Regionalexpress wieder wie vor der Reform der Reform

taz ■ Das neue Tarifsystem der Bahn ist das Alte – oder doch nicht? Und: Was heißt die neuerliche Tarifreform, die Bahnchef Hartmut Mehdorn gestern ankündigte, für das Zugfahren im Nordwesten? Diese Fragen dürfte derzeit viele Bahnfahrer bewegen. „Natürlich ist es wunderbar, dass die Bahncard 50 wieder da ist“, freut sich Michael Frömming vom niedersächsischen Landesverband des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Allerdings seien 200 Euro für die ab 1. August wieder erhältliche Bahncard mit 50 Prozent Rabatt für die 2. Klasse für weniger Begüterte ganz schön happig – die bis zur Tarifreform am 15. Dezember 2002 gültige „BC 50“ hatte 140 Euro gekostet.

Bahnfahrer sollten laut Frömming „genau kalkulieren, ob sich die neue BC 50 für sie lohnt“ – oder, ob sie weiter mit den jetzt vereinfachten Frühbucher-Tarifen fahren wollen. Frömming: „Man kann es auch so sehen: Die Bahn hat ein gutes Produkt zuerst vom und dann wieder auf den Markt gebracht – und macht damit jetzt Reibach.“ Der VCD-Mann sieht aber auch positive Seiten: Dass ein BC 50-Inhaber in Zukunft bis zu vier Begleiter ohne Bahncard zum halben Preis mitnehmen könne, sei „klasse.“

Zudem werde das Regional-Bahnfahren im Nordwesten für Menschen, die die „Plan & Spar“-Tarife der Bahn nicht nutzen konnten (und es oft auch nicht gewollt hätten), jetzt wieder attraktiver. Vor allem die Kurzstreckler hatten bei der Preisreform im Dezember bluten müssen: Beim Interregio zwischen Verden und Nienburg waren die Kosten auf 6,15 Euro oder um 124 Prozent explodiert. Kostete eine Fahrt im Regionalexpress zwischen Bremen und Hannover mit der neuen Bahncard 25 bislang satte 12,90 Euro, sind es demnächst wieder 8,60 Euro – wie vor der Reform der Reform. Für Wenigplaner dürfte es auch wieder attraktiver werden, in den auf dieser Strecke 20 Minuten schnelleren Intercity einzusteigen. Der kostete bislang für BC 25-Inhaber satte 16,50 Euro – zukünftig mit der neuen alten Bahncard wieder 11 Euro.

„Ich hätte dem System gewünscht, dass es ein Jahr Zeit gehabt hätte“, sagt Reiner Strenge, der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Bremen/Niedersachsen (VBN) und damit Herr der Tarife für Busse und Bahnen im Nordwest-Nahverkehr ist. Mehdorns Preisreform vom Dezember sei „im Grunde keine schlechte Idee“ gewesen. Nur in einem Punkt hätte sich die Bahn „etwas verkalkuliert: Die Leute haben die Zugbindung und die damit verbundenen hohen Storno-Gebühren nicht akzeptiert.“ Der VBN hatte – trotz komplizierter Tarifstruktur – bislang auf jeden Fall nie Proteststürme seiner Nutzer provoziert. Vor einer „Tarifanpassung“ – vulgo Preissteigerung – beobachte der VBN die Verkaufsentwicklung der einzelnen Tickets genau, sagt Strenge. Derzeit bastelt der Verbund schon an den Tarifen für 2004 – Strenge beruhigt: „Falls wir zum kommenden Jahr erhöhen, dann sicher nicht über zwei Prozent“. Kai Schöneberg