Dieser Sport ist Pop

Der Bremer Andreas Kasche spielt im Unihockey-Nationalteam. Bei seiner dritten WM geht es nicht nur um den Klassenerhalt

Aus Zürich Mathias Liebing

„Unihockey ist Pop“, Feldhockey dagegen eine zuschauerfeindliche Spielimitation auf einem viel zu großen Feld mit einer maßlosen Anzahl an Regeln. Sagt der Bremer Andreas Kasche, der einzige aus Westdeutschland stammende Unihockey-Nationalspieler. Die in Deutschland gerade boomende neue Sportart hat mit Universitäten und Unisport nichts, aber auch gar nichts zu tun. Eher mit Eishockey, das in einer Sporthalle gespielt wird, allerdings ohne die Schlägereien. Weil nur der Kunststoffball – leicht, hohl und „löchrig“ – geschlagen werden soll und nicht der Körper des Gegners, tragen die Spieler auch keinen Körperschutz. Gemeinsam mit dem Eishockey ist, dass mit Bande und fliegendem Wechsel gespielt wird.

Kasche hofft, dass in Zukunft noch viele mehr die Pop-Eigenschaften seines Sports erkennen: „In fünf Jahren sind wir in jedem Fall so weit, dass wir vollkommen gegen den Trend massenhaft an Jugendlichen gewonnen haben.“ Um für die Öffentlichkeit interessant zu bleiben, ist allerdings der Klassenerhalt von hoher Bedeutung. Den versemmelten Kasche und sein Team bei der Weltmeisterschaft vergangene Woche in der Schweiz um ein Haar. Ein ernüchterndes 1:20 musste das deutsche Team in ihrem ersten Gruppenspiel der Weltmeisterschaften gegen die tschechische Republik hinnehmen.

Das Turnier war für Kasche bereits die dritte Weltmeisterschaft. Kennen gelernt hat er die Trendsportart in spe vor neun Jahren bei einem Tag der Vereine in Bremen. Damit gehört der 24-Jährige zur ersten Generation deutscher Unihockeyspieler, welche die Gründung einer Bundesliga vor fünf Jahren miterlebte. Kasche, der zweimal mit seinem Verein, dem TV Eiche Horn Bremen, einen dritten Platz feierte, wird allerdings bis zur nächsten WM um seinen Platz im Aufgebot mit einer Vielzahl von jungen Talenten kämpfen müssen.

Dafür ist Kasche selbst verantwortlich, da er sich zum Entwicklungshelfer seiner Sportart zumindest im Bremer Umland machte. So hat er schon als Schüler Weiterbildungen für Sportlehrer der Hansestadt durchgeführt, dazu die Abteilung Unihockey im Leistungssportsektor seines Verein etabliert und unzählige Kinder mit dem „Virus des Spiels“ infiziert. Nebenbei ist der angehende Sport- und Physiklehrer als Abonnement-Scorerkönig bei Eiche Horn auch zu so etwas geworden, was in anderen Sportarten gedankenfrei als „Star“ bezeichnet werden würde.

„Ich bin kein Star“, wehrt Kasche ab. Als Star müsste er wohl auch nicht wie alle seine Mitstreiter die Anreise nach Zürich zur WM, Unterkunft und alle Mahlzeiten aus eigener Tasche bezahlen. Der Grund: Es gibt noch keinen Hauptsponsor, der das Auswahlteam der Perspektiv-Sportart ausreichend unterstützt. Aber auch dies wird sich ändern, weil Unihockey am Wochenende den medialen Ritterschlag bekam: Eurosport berichtete sowohl am Samstag als auch am Sonntag „exklusiv“ von den wichtigsten Partien der Weltmeisterschaft. Deutschland war zu diesem Zeitpunkt bereits ausgeschieden – allerdings überglücklich: Im alles entscheidenden Gruppenmatch gegen Österreich siegte das Team mit 9:2 und konnte als Achter doch noch den Abstieg in die B-Gruppe verhindern.

Weitere Infos: www.unihockey.de