Kraft-Konzern kürzt die Rationen

Damit Fettsüchtige nicht klagen, sind in den USA künftig weniger Chips in der Tüte

BERLIN taz ■ Der Kraft-Konzern will es Amerikas Dicken künftig leichter machen, nicht noch dicker zu werden: Er verringert die Portionsgrößen seiner Produkte. Man wolle außerdem bestimmte Rezepte überprüfen und eventuell „hier und da ein oder zwei Gramm Fett wegnehmen“, kündigte ein Unternehmenssprecher in Chicago an. Auch die an Kinder gerichtete Werbung soll demnach eingeschränkt werden – der Verkauf an Schulen allerdings nicht.

Kraft-Chefin Betsy Holden sagte, ihr Unternehmen verpflichte sich, „eine gesunde Lebensweise zu unterstützen“. Der Konzern beugt sich damit wachsendem Druck von Gesundheitsexperten und Verbraucherschützern. Es sei höchste Zeit, die grassierende „Portionserhöhung“ der Amerikaner zu bekämpfen, sagte Judith Stern, Ernährungswissenschaftlerin an der Universität von California-Davis und Vizevorsitzende der US-Vereinigung für Fettleibigkeit. Mit dem Werbetrick „zwei Portionen zum Preis von einen“ müsse endlich Schluss sein.

Jedes Jahr sterben 300.000 US-Bürger an Fettsucht. Zwei Drittel der erwachsenen Amerikaner haben Übergewicht. Schon Kinder leiden an Herzkrankheiten, Diabetes und Nierenproblemen, viel zu dicke Mädchen an Menstruationsstörungen.

Für Kraft könnte die Entscheidung heikel werden: In den USA sind die Konsumenten so auf große Mahlzeiten fixiert, dass der Konzern mit Umsatzeinbußen rechnen muss. Experten glauben daher auch, dass weniger der Sinneswandel in der Chicagoer Zentrale eine Rolle spielt als die Angst vor Klagen. McDonald’s wurde bereits von Dicken verklagt: Die Imbisskette habe nicht ausreichend darauf hingewiesen, dass man von Hamburgern, Pommes frites und Cola fett werden kann.

Kraft ist nicht der erste US-amerikanische Konzern, der gesündere Nahrung verspricht. Im vergangenen September kündigte Pepsi an, man werde Zutaten, die Arterien verstopfen können, aus bestimmten Chips verbannen. Eineinhalb Jahre zuvor hatte Coca Cola angekündigt, künftig auf exklusive Lieferverträge mit Schulen zu verzichten.

KATHARINA KOUFEN