Videos klagen US-Besatzer an

Arabische TV-Sender zeigen Bilder von bombardierter irakischer Hochzeitsfeier. Das US-Militär hatte von einem Angriff auf Aufständische gesprochen. Im schiitischen Süden gehen die Besatzungstruppen unterdessen weiter gegen Al-Sadr-Milizen vor

RANADI/ BAGDAD ap/afp/taz ■ Arabische Fernsehsender haben Bilder ausgestrahlt, die den angeblichen US-Angriff auf eine Hochzeitsgesellschaft in Irak belegen sollen. Auf den gestern von al-Dschasira und al-Arabia gezeigten Aufnahmen ist eine Hochzeitszeremonie mitten in der Wüste zu sehen.

Die Braut trifft in einem weißen Auto ein und wird von Frauen in ein Haus geleitet. Draußen sitzen Männer auf Seidenkissen, und Jungen tanzen zu Musik. Szenen eines Videos, das die Fernsehnachrichtenagentur APTN am Sonntag erhielt und das die Hochzeitsgesellschaft in der Nähe des Dorfs Mogr al-Dib nahe der syrischen Grenze zeigen soll. Die Feier war am Mittwoch von US-Streitkräften bombardiert worden.

AP-Reporter, die am Tag danach in dem Dorf Überlebende interviewten, erkennen in dem Film Personen der Hochzeitsgesellschaft wieder. US-Streitkräfte hatten am Samstag erklärt, der Luftangriff habe Aufständischen gegolten. Bis zu 45 Menschen seien bei dem Angriff getötet worden, darunter das Brautpaar und der Kameramann, sagen Überlebende.

Nach Angaben von US-Chefmilitärsprecher Brigadegeneral Mark Kimmitt hatten amerikanische Ermittler bis Samstag keine Hinweise auf eine Hochzeitsfeier gefunden. „Es könnte irgendeine Art Fest gegeben haben. Auch schlechte Leute haben Feste.“ Bei einer Durchsuchung seien Gewehre, ausländische Pässe und Spritzen gefunden worden.

Ein von APTN am Tag nach dem Angriff gedrehter Film zeigt Trümmer von Musikinstrumenten, Töpfen und Pfannen sowie viele bunte Kissen in dem zerbombten Zelt. Überlebende berichtenen, dass sie zur Musik von Hussein al-Ali tanzten, einem populären Bagdader Hochzeitssänger. Dieser Mann ist auf dem Hochzeitsvideo zu sehen. Ein am nächsten Tag gedrehter Film zeigt seine Leiche.

Unterdessen haben sich die Kämpfe zwischen den US-Truppen und Anhängern des radikalen schiitischen Geistlichen Muktada al-Sadr in die Städte Nadschaf und Kufa im Südirak verlagert. In Nadschaf, wo sich al-Sadr aufhält, wurde gestern nach Angaben eines Krankenhaussprechers eine Person getötet, 20 weitere wurden verletzt. Auch am Wochenende kamen dort bei Kämpfen zehn Menschen ums Leben. Laut US-Angaben wollen die Truppen nicht in die Innenstadt vordringen, wo der Schrein von Imam Ali steht, dem Schwiegersohn des Propheten Mohammed.

Bereits am Sonntag waren US-Truppen erstmals in die Stadt Kufa vorgestoßen. Hier hält al-Sadr jeden Freitag eine Predigt. Nach Krankenhausangaben wurden während der Kämpfe 18 Menschen getötet und 11 weitere verletzt.

In Kerbela blieb es hingegen ruhig. Augenzeugen und US-Soldaten berichteten der New York Times, die Milizen al-Sadrs, die Mahdi-Armee, hätten sich am Sonntag aus der Stadt zurückgezogen. Die US-Streitkräfte wiesen eine Stellungnahme aus dem Büro al-Sadrs zurück, nach der alle Kämpfer zugesagt haben, die Stadt zu verlassen. Es gebe keine Waffenruhe, erklärte ein Militärsprecher.

Möglicherweise haben die US-Truppen ihre Strategie im Kampf gegen die Mahdi-Armee geändert. Bislang konnte sich al- Sadr zwischen Nadschaf und Kufa frei bewegen. Nun berichtet die Washington Post, die US-Truppen hätten am Freitag eine Autokolonne angegriffen, die der al-Sadrs geähnelt habe.

In Bagdad kamen gestern nach US-Angaben bei einer Explosion vier Menschen ums Leben. Ein irakischer Polizist sagte, bei den Toten handle es sich um Ausländer. Sie hätten in einem Wagen gesessen, der bei der Explosion in der Nähe des Eingangs zum Hauptquartier der US-Truppen zerstört worden sei. WG, BS