Neue Chance für WorldCom

Das US-Skandalunternehmen will Anleger mit neuen Aktien entschädigen

NEW YORK taz ■ Geprellte Anleger des Skandal-Telekomkonzerns WorldCom sollen mit insgesamt 750 Millionen US-Dollar entschädigt werden. Wie die US-Börsenaufsicht SEC mitteilte, muss der Konzern über die 500 Millionen Dollar hinaus, die die Behörde bereits vor zwei Monaten als Bußgeld festgesetzt hatte, 250 Millionen Dollar in Form von Aktien seiner Nachfolgesellschaft MCI bezahlen. Damit hätten Betrugsopfer die Chance, am möglichen zukünftigen Erfolg von MCI teilzuhaben, hieß es. Kritiker warfen der SEC vor, die Strafe sei viel zu niedrig für eine Firma, die ihre Gewinne immerhin um 11 Milliarden Dollar zu hoch ausgewiesen hatte. Ein Vergleich würde WorldCom von dem Zwang befreien, ein Schuldgeständnis ablegen zu müssen – und er ist die Voraussetzung für eine schnelle Beendigung des Insolvenzverfahrens.

Anleger und Verbraucherschützer beanstandeten, dass der Großteil der Aktien, die neu ausgeschüttet werden sollen, in die Hände der Obligationsinhaber gehen würden. Damit könnte der Konzern seine Verschuldung von 40 auf 4 Millionen Dollar verringern. WorldCom-Aktien, die die Anleger in der bankrotten Firma halten, wären dagegen wertlos. Zudem mache es keinen guten Eindruck, wenn der Konzern nach dem selbst verschuldeten Bankrott plötzlich besser dastünde als die Konkurrenz.

Auch die enge Beziehung zwischen Worldcom und der US-Regierung stößt auf Kritik: Trotz des Skandals bekommt das Unternehmen weiter staatliche Aufträge – bislang für eine Milliarde Dollar. Erst vor zwei Monaten beauftragte die Regierung die Firma mit dem Aufbau des Telefonnetzes im Irak für 45 Millionen Dollar. HEIKE WIPPERFÜRTH