internationale energiekonferenz renewables 2004 (6)
: Die am dynamischsten wachsende erneuerbare Energie: Windkraft

Am Dienstag beginnt in Bonn die Internationale Konferenz für erneuerbare Energien – „Renewables 2004“. Regierungsvertreter aus 150 Staaten wollen einen Aktionsplan beschließen. Ziel ist, ab dem Jahr 2050 die Hälfte des Weltenergieverbrauchs aus regenerativen Quellen zu decken. In dieser Serie erklärt die taz, welche Quellen und Potenziale es gibt.

Windenergie ist die am dynamischsten wachsende Form der regenerativen Energiegewinnung. Mittlerweile werden weltweit 8 Milliarden Euro umgesetzt. Einer von Greenpeace in Auftrag gegebenen Studie zu Folge kann die Windindustrie in den kommenden zehn Jahren weltweit mehr als zwei Millionen Menschen Lohn und Brot geben. Voraussetzung dafür seien der Abbau von Subventionen für die konventionelle Stromerzeugung und eine verlässliche Förderpolitik für erneuerbare Energien. Eine andere Studie prognostiziert bis 2012 weltweit Investitionen von rund 130 Milliarden Euro, mit denen sich die Leistung fast vervierfachen könnte.

Dass dieser Optimismus berechtigt sein könnte, zeigen die Erfahrungen der letzten Jahre. Anfang der 80er-Jahre kündigten die Visionäre an, Mitte der 90er Windräder mit einer Leistungsfähigkeit jenseits der 1-Megawatt-Marke aufstellen zu wollen. Was damals belächelt wurde, war schon Anfang der 90er-Jahre Realität. Ende des Jahrzehnts entwickelten die Windmüller bereits 5-Megawatt-Maschinen.

Derlei Beispiele gibt es viele. Aktuell sind weltweit über 40.000 Megawatt Leistung installiert. Zum Vergleich: Das Atomkraftwerk Krümmel bei Hamburg verfügt über eine elektrische Nettoleistung von 1.260 MW. Deutschland kann sich mit etwa 15.000 MW als Weltmeister bezeichnen. Allerdings haben etwa Österreich oder Spanien die Deutschen in den Zubauzahlen pro Kopf überholt.

Windenergieanlagen funktionieren im Prinzip ganz einfach: Die Bewegungsenergie des Windes wird von den Rotorblättern aufgenommen, zunächst in mechanische Rotationsenergie und dann über einen Generator, ähnlich dem Dynamo-Prinzip, in elektrischen Strom umgewandelt. Die Höhe der Stromproduktion hängt dabei maßgeblich von der Windgeschwindigkeit und dem Rotordurchmesser ab. Die Windgeschwindigkeit nimmt mit der Höhe zu, und mit großen Rotorblättern lässt sich die Energieausbeute erheblich steigern. Mit der Nutzung des Auftriebsprinzips durch die besondere Formung der Rotorblätter griffen die Ingenieure bei der Entwicklung moderner Windkraftwerke auf die Erfahrungen des Flugzeugbaus zurück. An der Flügelunterseite erzeugt der Luftstrom einen Überdruck, an der Oberseite einen Sog. Beides zusammen erzeugt den Auftrieb und damit die Bewegung des Rotors.

Wegen des landschaftsprägenden Bildes waren die Windmüller hierzulande jedoch zuletzt starker Kritik ausgesetzt. Nicht der einzige Nachteil: Weil Wind nicht immer bläst, müssen konventionelle Kraftwerke „in Bereitschaft“ stehen – dann so genannte Regelenergie produzieren. Teure Investitionen, die die Energiekonzerne tragen müssen. NICK REIMER