Plädoyers der Anklage

Im Dutroux-Prozess vertreten Opferanwälte Netzwerk-Theorie, Nebenkläger gehen von Einzeltäterschaft aus

ARLON ap ■ Im Prozess gegen den mutmaßlichen belgischen Mädchenmörder Marc Dutroux hat die Anklage gestern ihre Plädoyers begonnen. Mit Spannung wurde erwartet, ob Staatsanwalt Michel Bourlet einen Schuldspruch gegen den mitangeklagten Michel Nihoul fordern würde. Die Anwälte des überlebenden Opfers Laetitia Delhez untermauerten ihre These, wonach Dutroux und Nihoul gemeinsame Sache gemacht haben sollen.

Anwalt Jan Fermon stellte die erste Begegnung zwischen Dutroux und Nihoul 1994 als Schlüsselereignis dar, in dessen Folge beide einen internationalen Mädchenhandel aufbauen wollten. Dazu habe sich Dutroux ein Wohnmobil gekauft, ein Kellerverlies angelegt und in seinem zweiten Haus die Eröffnung eines Bordells vorbereitet. Nihoul ist wegen Beteiligung an der Entführung von Delhez angeklagt.

Die Anwälte des zweiten überlebenden Opfers Sabine Dardenne sowie andere Nebenkläger lehnen die Netzwerkthese ab. Sie gehen davon aus, dass Dutroux aus eigenem Antrieb gehandelt hat. Er muss sich wegen Entführung und Vergewaltigung von sechs Mädchen verantworten, von denen vier starben.