Esser-Prämie überraschte Vorstand

Im Mannesmann-Prozess sagt Prinz von Sayn-Wittgenstein aus, er habe erst aus der Zeitung von der 30-Millionen-Mark-Prämie an den Vorstandschef erfahren

DÜSSELDORF dpa ■ Der Vorstand des Mannesmann-Konzerns hat einem früheren Mitglied zufolge erst aus der Zeitung über die 30-Millionen-Mark-Prämie an Vorstandschef Klaus Esser erfahren. Esser habe den Vorstand über die Prämie nicht informiert, sagte der damalige Vorstand Peter Prinz zu Sayn-Wittgenstein gestern als Zeuge im Düsseldorfer Prozess. Dies werfe die Frage der Befangenheit bei der Zustimmung zur Mannesmann-Übernahme auf, kritisierte der 64-jährige Manager überraschend seinen ehemaligen Chef Esser.

„Die beabsichtigte Prämie hätte zur vollständigen Information des Vorstands gehört. Wenn ich von der Zahlung gewusst hätte, wäre meine Entscheidung möglicherweise eine andere gewesen.“ Stattdessen habe er aus der Bild von der außerordentlich hohen Summe erfahren, als schon „alle Würfel gefallen waren“.

Der Bericht und die hohe Summe von insgesamt über 60 Millionen Mark seien für ihn unvorstellbar und erschreckend gewesen. „Ich hatte gehofft, dass es sich um eine Zeitungsente handelt“, sagte der Prinz. Einen Tag später habe ihm Aufsichtsratschef Joachim Funk aber bestätigt, dass das Präsidium die Prämie tatsächlich genehmigte.

Essers Verteidiger sagte, Esser habe erst kurz vor der Zustimmung des Vorstands von dem Prämienvorschlag erfahren. „Es gab damals noch nichts mitzuteilen.“ Zudem habe der Vorstand die Übernahme zu diesem Zeitpunkt ohnehin nicht mehr verhindern können. Von Befangenheit könne keine Rede sein.

Der Prozess um den Vorwurf der Untreue durch die Ausschüttung von Millionenprämien wird nächste Woche mit weiteren Zeugen fortgesetzt. Neben Esser müssen sich auch Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann und der Ex-IG-Metall-Chef Klaus Zwickel verantworten.