Journalist in Israel in Haft

Der Brite Peter Hounam wird festgenommen, vermutlich, weil er den ehemaligen Atomtechniker Vanunu getroffen hat, dessen Geschichte er 1986 enthüllte

JERUSALEM taz ■ Mit Entrüstung hat der Verband der Auslandskorrespondenten in Israel auf die Verhaftung des britischen Journalisten Peter Hounam reagiert, der vor 18 Jahren den israelischen Atomtechniker Mordechai Vanunu exklusiv interviewte. Der BBC-Reporter war am Mittwochabend von Agenten des Schin Beth aus einem Ostjerusalemer Hotel abgeführt worden. Bis gestern Abend blieben die Hintergründe der Festnahme unklar. Selbst sein Anwalt wurde, nach Verfügung der Oberstaatsanwaltschaft, erst um 18 Uhr Ortszeit zu ihm vorgelassen. Die Online-Ausgabe der Zeitung Ma’ariv spekulierte, Hounam werde noch im Verlauf des Abends wieder auf freien Fuß kommen.

Hounam, der zur Entlassung Vanunus aus dem Gefängnis vor gut einem Monat eingereist war, arbeitete an einer Fernsehdokumentation für die BBC. Angesichts der Tatsache, dass die geplante Dokumentation noch nicht gesendet wurde, also Hounam keinerlei Zensurbestimmungen verletzt habe, zeigte sich der Verband der Auslandskorrespondenten „erstaunt und tief besorgt“.

Die Entscheidung sei, so erklärte Amos Jaron, der Generaldirektor des Verteidigungsministeriums, gegenüber dem Radiosender „Stimme Israels“, auf „höchster Ebene getroffen worden“. Hounam habe „Dinge getan, die verboten sind“. Der Journalist war mindestens einmal mit Vanunu zusammengetroffen, der seit seiner Entlassung strikten Auflagen unterliegt. Laut Strafgesetzbuch macht sich ein Journalist durch den Besitz von Geheimmaterial strafbar und riskiert dadurch bis zu sieben Jahre Haft. Bei Veröffentlichung verdoppelt sich das Strafmaß.

„Sobald es um Sicherheit geht, verhält sich Israel wie ein totalitäres System“, kommentierte der Gerichtsreporter der „Stimme Israels“. Hounams Anwalt Avigdor Feldmann erreichte indes gestern früh eine Aufhebung der vom Schin Beth geforderten viertägigen Kontaktsperre. „Der Geheimdienst regiert das Land nun einmal nicht“, meinte der Jurist deutlich befriedigt über die Entscheidung des Oberstaatsanwaltes. Dass der Journalist überhaupt verhaftet wurde, empfand Feldmann als „höchst seltsam“.

SUSANNE KNAUL

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