Old ist beautiful

Die Seniorenwirtschaft soll Arbeitsplätze bringen: Mit großen Handys und tiefer gelegten Badewannen sollen 100.000 Arbeitsplätze entstehen

„Big is beautiful“: bald gibt es Verpackungen mit gut lesbaren Aufdrucken und Handys mit großen Tasten

von ALEXANDRA GOJ

Mit der seniorenorientierten Innovationsoffensive „Made in NRW“ will Familienministerin Birgit Fischer (SPD) landesweit die Wirtschaft ankurbeln. „In absehbarer Zeit werden weltweit jedoch jene Wirtschaftsregionen einen Standortvorteil haben, die sich gezielt auf ältere Menschen als Kundinnen und Kunden einstellen. Diese Chance gilt es für Nordrhein-Westfalen zu nutzen,“ sagte Fischer gestern anlässlich der Tagung „Seniorenorientiertes Design und Marketing in NRW“ in Essen.

Auslöser der Offensive ist der demographische Wandel im Ruhrgebiet. Im Jahre 2040 werden bundesweit etwa 30 Millionen Menschen der „Generation 50 plus“ angehören. Seit drei Jahren sorgt sich die von der NRW-Landesregierung gestartete „Landesinitiative Seniorenwirtschaft“ um die Bedürfnisse und den Geldbeutel der Alternden.

Erfolg versprechen Investitionen in den Bereichen Freizeit, Medien, Bildung, Kultur und Wohnen. „Seniorenwirtschaft schafft nicht nur qualitativ hochwertige, bedarfsgerechte Angebote, sondern auch Arbeitsplätze.“ Das Institut für Arbeit und Technik in Gelsenkirchen und die Dortmunder Forschungsgesellschaft für Gerontologie hat zwischen 1999 und 2002 einen Beschäftigungszuwachs von 12.300 Arbeitsplätzen berechnet. Vor allem in den Bereichen Neue Medien, Wohnen und Freizeit haben Menschen Arbeit gefunden.

Die Ministerin betont, dass „Angebote der Seniorenwirtschaft mehr Lebensqualität und mehr Komfort für alle schaffen.“ Laut ihres Ministeriums werden in der Seniorenwirtschaft 100.000 mehr Arbeitsplätze in NRW bis ins Jahr 2015 geschaffen. Ganz nach der Devise „Big is beautiful“ gibt es demnächst Verpackungen mit gut lesbaren Aufdrucken und Handys sowie andere Elektrogeräte mit einfacher Bedienung und großen Tasten. Geplant sind auch tiefer gesetzte Fenstergriffe für Rollstuhlfahrer sowie elektronisch betriebene Rollläden. Besonders viel Gefallen fänden Senioren an einer durch eine Tür zugänglichen Badewanne, so Fischer.

Für die Umsetzung der Innovationsoffensive „Made in NRW“ bedarf es laut der Industrie- und Handelskammer in NRW und dem nordrhein-westfälischen Handwerkstag einer „Kultur der Kooperation“.

Hans Georg Crone-Erdmann von der Vereinigung der Industrie- und Handelskammern in NRW würde zum Beispiel in der Porzellanherstellung auf das Erfahrungswissen von älteren Menschen zurückgreifen wollen. Ziel sollte es sein, dass sich die Unternehmen zu der Generation hin bewegen und Bürgernähe bieten. „Selbst gestaltet der Mensch“, so IHK Mann Crone-Erdmann, „und die Handwerker realisieren dann die Interessen“.

Fischer betont, dass die Veranstaltung „Seniorenorientiertes Design und Marketing in NRW“ eine Plattform ist, die sich noch im Findungsprozess befindet.