Ihre Welt ist eine Scheibe

Die erste Kölner DJ-Schule hat eröffnet. Wer fleißig ist, kann sich bis zum Diplom emporscratchen. Die Lehrer hoffen, dass eine qualifizierte Ausbildung der erste Schritt zur Anerkennung des DJ als Beruf ist

Von Claudia Lehnen

Ferhat Atmaca wippt mit dem Kopf. Das ist nicht so einfach, schließlich darf er dabei den dick gepolsterten Kopfhörer nicht verlieren, der zwischen linkem Ohr und linker Schulter klemmt. Die Lippen hat er zu zwei Wülsten geschürzt, mit den Fingern der rechten Hand bremst er die schwarze Scheibe auf dem Plattenteller immer wieder ab.

Was der 25-Jährige schon ganz imposant zur Schau stellt, wollen viele lernen. Schließlich ist derjenige, der dieses Instrument beherrsche, der König jeder Party, jeder Clubnacht. „Auf DJs steht ja wohl jeder. Auch Mädels“, sagt DJ-Lehrer Atmaca und um seinen Mund legt sich ein feines Lächeln. Seit Mai haben nun auch Kölner die Möglichkeit, die Sache mit dem Scratching und Beat Mixing von Grund auf zu lernen. Gleich in der Nähe des Rudolfplatzes hat nämlich Kölns erste DJ-School eröffnet, eine Filiale der Vestax-dj-school, die werdenden DJs an 25 Standorten in ganz Europa die Möglichkeit gibt, Unterricht an den so genannten Turntables zu nehmen.

Atmaca möchte den Ton, den er soeben auf einer der schwarz glänzenden Scheiben gefunden hat, gar nicht mehr los lassen. In ständiger Wiederholung zwingt er die Platte mit seinem Zeigefinger immer wieder zurück an den Ausgangspunkt. Für manch einen hört es sich vielleicht so an, als wäre da gerade eine Platte hängen geblieben. Für DJ-Lehrer Atmaca und seinen Kollegen André Wendt ist es Musik. Sie lachen begeistert.

Auch für viele Kölner sind die Plattenteller und das Mischpult ein Instrument, das fasziniert. Schon in den ersten Woche hatten die beiden Initiatoren der Schule zwanzig Anmeldungen. „Und unser Rechner quillt fast über vor E-Mails, die wir alle erst noch sichten müssen“, sagt DJ-Lehrer André Wendt. Für die Turntables begeistern sich nach seiner Auskunft alle Altersklassen und beide Geschlechter. „Unsere Interessenten sind vier bis fünfzig Jahre alt. Und es sind auch einige Mädchen dabei“, sagt Atmaca.

Die meisten kommen, weil sie Spaß an der Musik haben, weil sie ein bisschen experimentieren wollen mit einem Instrument, das auf Partys mehr her macht als die gute alte Wandergitarre. Aber auch Musiker mit professionellen Ambitionen sind unter Atmacas und Wendts Fittichen gut aufgehoben. Wer durchhält und alle vier Kurse in Köln absolviert, dem bietet die DJ-Schule die Möglichkeit, einen Universitätsabschluss an der Middlesex University in Großbritannien zu erlangen.

Die beiden Lehrer sehen die qualifizierte Ausbildung als ersten Schritt dazu, dass DJing bald als offizieller Beruf anerkannt wird. Ihrer Meinung nach wird, wer auf das Spiel mit den Plattentellern setzt, zumindest nie arbeitslos. „Es gibt eine riesige Szene“, schwärmt Atmaca und selbst als „Nobody“ verdiene man gut mal hundert Euro in zwei Stunden.

Atmaca und Wendt, der in der Szene besser bekannt ist unter dem Namen DJ Brisk, haben ihr Hobby schon zum Beruf machen können. Seit vier Jahren leiten sie gemeinsam die DJ Abteilung des Musicstores, beide legen in Kölner Clubs auf, nun wollen sie einen Funken ihrer Begeisterung als DJ-Lehrer auch an ihre Schüler weitergeben.

André hat sich die Schirmmütze ein wenig tiefer in das blasse, hagere Gesicht gezogen. Jetzt will der 28-Jährige mal Hand an die Teller legen. Er zeigt, was er bald auch seinen Schülerinnen und Schülern zeigen wird: Was einem DJ niemals passieren darf. Er klemmt den Kopfhörer zwischen Ohr und Schulter und dreht den Lautstärkeregler nach oben. Plötzlich hinkt da etwas hinterher. Der ganze Schwung ist aus dem schnellen House-Track verschwunden. André hat zwei Stücke zusammen gemixt, ohne vorher den Beat abzugleichen. „So schafft man es garantiert, die Tanzfläche in Sekunden leer zu fegen.“

Interessenten können bei der DJ-School in der Richard Wagner Straße 27 unter der Telefonnummer 0221/938 30 50 oder im Internet unter www.vestexdjschool.de eine kostenlose Info-Probestunde vereinbaren