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Gute Kügelchen

Zwei Hamburgerinnen haben eine Methode entwickelt, die Geschwürkrankheit Buruli Ulkus auch unter widrigen Bedingungen festzustellen

von Stephanie Janssen

„Ich wollte nicht, dass meine Doktorarbeit später einfach in der Schublade verschwindet.“ Diesem Ziel ist die Biologin Vera Siegmund nun einen großen Schritt näher gekommen. Vor wenigen Tagen sind sie und die Fachärztin für Mikrobiologie Gisela Bretzel aus Ghana zurückgekehrt. Dort arbeiteten die beiden Wissenschaftlerinnen des Hamburger Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNI) vier Wochen lang zusammen mit Kollegen des Forschungsinstituts von Kumasi (KCCR) an der noch mysteriösen Infektionskrankheit Buruli Ulkus.

Wie, weiß niemand genau, aber insbesondere Kinder stecken sich mit dem Mykobakterium Ulcerans an, das Buruli auslöst. Sicher ist, dass die Krankheit gehäuft an stehenden, sauerstoffarmen Gewässern auftritt. Die Bakterien wurden in Pflanzen und Wasserwanzen entdeckt, an Buruli erkranken aber auch die australischen Koalas. Angesichts der dramatischen Zahl von Fällen in einigen westafrikanischen Ländern rief die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 1998 eine weltweite Buruli-Ulkus-Initiative ins Leben.

Gerade zu Anfang fehlt den Patienten oft das Bewusstsein, überhaupt krank zu sein. Denn erste Symptome wie kleine Schwellungen oder punktförmige Rötungen sind – genau wie die späteren Geschwüre und Deformationen – völlig schmerzfrei, weil zunächst die Nerven des befallenen Gewebes zerstört werden. Jörg Nitschke, der als Chirurg für „Ärzte ohne Grenzen“ schon in Kamerun auf Buruli traf, unterstützte jetzt die Wissenschaftlerinnen des BNI in Ghana. Für ihn ist „besonders die frühe Diagnose wichtig, da sich das Geschwür innerhalb von Wochen extrem vergrößern kann“.

Hier setzten die Forscherinnen an. Bisher konnte Buruli nur im spezialisierten Labor definitiv nachgewiesen werden. Vera Siegmund entwickelte mit Kollegen am BNI jetzt eine Diagnosemethode für das Bakterium weiter, die auch bei tropischer Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit durchzuführen ist. Der Trick ist, die temperaturanfälligen flüssigen Zutaten als getrocknete Kügelchen einzusetzen. Mit einigen Handgriffen und wenig technischem Gerät können angelernte Helfer so ohne teure Laborausstattung die Diagnose stellen.

Dass die Methode unter diesen Bedingungen genauso sicher funktioniert wie im Labor, wiesen Siegmund und Bretzel in einer Vergleichsstudie mit 30 Patienten nach. Deren Hautproben wurden sowohl auf die klassische Weise am BNI als auch mit der neuen Feldmethode untersucht. Die Ergebnisse stimmten zu 95 Prozent überein.

Besteht bei einem Patienten bloß Verdacht auf Buruli, so tritt er kaum die lange, teure Reise in eines der fünf Krankenhäuser Ghanas an – es muss schon ein Beweis her. Ist ein Befund positiv, muss der Patient sofort in ein Krankenhaus. „In jedem Dorf müsste eine Person, zum Beispiel ein Lehrer, über Buruli Bescheid wissen, aufklären und diagnostische Proben nehmen“, schildert Gisela Bretzel den Idealfall. Mit Geldern der Volkswagenstiftung wurden bereits die ersten dieser Volunteers ausgebildet, um ein Auge auf erste Symptome der Krankheit bei ihren Mitmenschen zu haben.

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