Selbst das Wetter spielt diesmal mit

Pfingstzeit ist Karnevalszeit. Bereits zum neunten Mal findet in Kreuzberg der Karneval der Kulturen statt. Das Programm lässt wenig zu wünschen übrig, nur beim Fest auf der Wiese sind die Teilnehmer gefordert

Na bitte, der Karneval der Kulturen kündigt sich an, und selbst das Wetter zeigt sich diesmal von seiner besseren Seite – obwohl, bei so vielen bunten Kostümen, gut gelaunten Tänzern und Musik aus den verschiedensten Nationen hätte vermutlich niemand bemerkt, wenn der Himmel grau geblieben wäre.

Bereits zum neunten Mal gibt es den traditionellen Umzug am Pfingstsonntag in Kreuzberg, umrahmt von einem breiten Programm mit diversen Partys und dem Straßenfest. Vier Tage lang verbindet die „Farbschlange“, ein Konzept von Künstlern des Netzwerkes Interarte, rund um den Blücherplatz vier Bühnen und 350 Stände. Hier wird am Wochenende von 11 bis 24 Uhr und am Montag von 11 bis 19 Uhr Kulinarisches und Kunsthandwerk aus allen Weltregionen geboten.

Nach so vielen Möglichkeiten, sich aufs Mittanzen beim Umzug einzustimmen, kann’s am Sonntag dann auch losgehen. Die ersten von insgesamt 108 Formationen sowie 70 dekorierten Lkws starten um 12.30 Uhr am Hermannplatz, während die letzten rund vier Stunden später den Platz verlassen werden. Verlaufen wird sich wohl niemand, denn der Umzug geht die Hasenheide entlang und von da aus nur noch geradeaus.

Gegen 14 Uhr erreichen die Ersten des Zuges den U-Bahnhof Südstern. Eineinhalb Stunden später, auf der Gneisenaustraße, passieren die Gruppen den gleichnamigen U-Bahnhof. Der Mehringdamm wird gegen 16.30 Uhr überquert, und in der Yorckstraße trifft die Spitze des Umzugs eine Stunde später ein. Gegen 21.30 Uhr endet der gesamte Umzug.

Mit 33 neuen Gruppen ist der Anteil in diesem Jahr besonders groß. Die deutsch-polnische „Gruppe 7“ gehört zu den Neulingen. Auf Sackpfeifen und selbst gebauten Trommeln erzeugen die Jugendlichen aus Berlin und Poznań Klänge, die traditioneller polnischer Volksmusik entstammen. Wiederum anders nutzt die neue Formation „Go East SINO Culture“ ihre Trommeln chinesischen Ursprungs und bringt einen Hauch der Tradition Asiens nach Kreuzberg.

Die Gruppe „Club 39“ war von Anfang an dabei. Drei Trommler und vier Bläser wollen weiterhin alle Zuschauer mit „tanzbarer Musik mit hohem Voodoo-Faktor“ verzaubern. Von den Krankenhaus-Clowns von „Clik“ und „Rote Nasen Deutschland“ über die „Grooving Smokers“, die mit Reggae, Ragga und Dancehall vor allem Jugendliche ansprechen, bis hin zu den aus Trinidad und Tobago stammenden „T’n’T Masqueraders“ wird wohl jeder eine Lieblingsgruppe finden, was übrigens auch wieder Aufgabe der Jury ist.

Insgesamt werden sechs verschiedene, eigens für den Karneval der Kulturen entworfene Trophäen vergeben. Ausgezeichnet werden am Pfingstmontag die drei besten Gesamtformationen, der schönste Wagen sowie zwei Kindergruppen des Kinderkarnevals der Kulturen vom vergangenen Wochenende. Die Preisverleihung ist um 14 Uhr auf der „Barrio Latino“-Bühne am Blücherplatz.

Recht spontan geht es beim Fest auf der Wiese am Blücherplatz zu. Hier gibt es kein festes Programm. Alle Kreativen haben die Möglichkeit, selbst die Initiative zu ergreifen. Einen Didgeridoo-Workshop wird es auf jeden Fall geben. Und auch der Direktor des „Zirkus Amalgam Spezial“ schlüpft beim Straßentheater in verschiedene Rollen. Bis spät in die Nacht hinein können Karnevalisten und solche, die es werden wollen, ihre Tanzwut stillen. In der ganzen Stadt gibt es Partys: Kubanischer HipHop, brasilianischer Funk wie auch Ska und Reggae stehen auf dem Programm. Ein geeigneter Ort ist die Columbiahalle, die am Sonntag zur „Langen Nacht der Soundsystems“, der After-Parade-Party, lädt. BRITTA KUCK