„Ich will nicht dauernd zum Sozialamt“

Der Sozialdienst katholischer Frauen bringt in einem durch LOS finanzierten Projekt arbeitslosen Frauen in Finkenberg bei, wie sie ihre Fähigkeiten anpreisen können

Porz taz ■ Vor drei Jahren hat ihr der Oberbürgermeister seine Visitenkarte in die Hand gedrückt und markig versprochen „Wir schaffen das schon.“ Die Visitenkarte hat Alexandra bis heute aufgehoben. Weitergeholfen hat sie der 27-Jährigen allerdings nicht. Sie ist Mutter zweier Kinder, allein erziehend und arbeitslos. Daran hat sich nichts geändert.

„Ich bin jung, ich möchte raus, etwas tun. Ich will Vorbild sein für meine Kinder und nicht dauernd zum Sozialamt rennen.“ Alexandra hat sich in Rage geredet. Die junge Frau, die teilnimmt am LOS-finanzierten Finkenberger Projekt „Erwerbstätigkeit für sozial benachteiligte Mütter“, ist wütend. Ihre großen Augen blitzen vor Zorn, als sie mit wild gestikulierenden Hände nihre Geschichte erzählt.

Seit acht Jahren kümmert sie sich um ihre Kinder, hat nebenher ihren Realschulabschluss nachgeholt. Arbeit konnte sie bislang nicht finden. Meist scheitert es an den Arbeitszeiten. Weil der Kindergarten erst um acht Uhr öffnet, kann sie frühestens um halb neun zu arbeiten beginnen. Um drei Uhr muss sie ihre Arbeitszeit beenden, will sie ihre Kinder pünktlich abholen.

Oft hätten die Arbeitgeber aber auch einfach keine Lust, sich mit Müttern einen Risikofaktor in den Betrieb zu setzen. „Wenn das Kind krank ist, dann fallen Sie aus, wahrscheinlich kriegen Sie die Doppelbelastung eh nicht auf die Reihe“, sind laut Alexandra häufige Gründe für eine Absage.

Silvia Hahn vom Sozialdienst katholischer Frauen ist da, um den Finkenberger Müttern beizubringen, wie man Personalchefs von den eigenen Fähigkeiten überzeugen kann. „Gerade Mütter haben sich oft aneignen müssen, auch im größten Chaos noch belastbar zu sein. Diese Fähigkeit kann auch dem potenziellen Arbeitgeber nutzen“, gibt die Sozialarbeiterin Argumentationshilfe.

Hahn und ihre Kollegin Tüzün Aytas, die hauptberuflich als Erzieherin im Finkenberger Jugendzentrum arbeitet, möchten den Frauen aber auch Mut machen, dass es nicht immer die Putzstelle sein muss, auf die sich Mütter bewerben. „Ich möchte euch hier zeigen, was überhaupt in Frage kommt“, sagt Hahn.

Was sie wollen, darüber sind sich die Frauen schon im Klaren. Alexandra möchte im Friseursalon, bei einer Kosmetikerin oder im Nagelstudio arbeiten. Nejla erstrebt eine Aufgabe als Kinderbetreuerin, Feride sieht sich als Telefonistin in einem Büro, zwei weitere Frauen suchen nach seriöser Heimarbeit.

Alexandra ist sich sicher, dass sie es bald auch ohne die Visitenkarte des OB schafft. „Ich möchte hier rausgehen mit einem Lächeln“, sagt sie. Claudia Lehnen

Interessierte Arbeitgeber können sich an Silvia Hahn vom Sozialdienst katholischer Frauen wenden, Tel: 02203/52688