Brief an den Club
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Wir kennen uns nicht lange. Aber es gibt etwas zu sagen, liebes Echochamber am Nobistor. Ich dachte erst, das mit uns, das wird nichts. Wie du da gehockt hast. Am Ende der Farben und Lichter, wo die Wogen der Reeperbahn gemächlich auslaufen. Du hast es auch nicht leicht, nein, andere machen mehr her, glitzern herum, mit Kristallen zur Begrüßung, die sind von einem warmen Hauch umgeben, die haben schon gleich einen Schlag weg und riechen nach Süßstoff. Und du – siehst nicht besser aus als ein stillgelegtes Kaufhaus für mediokre Mode. Aus deinen Ritzen weht der kalte Mief eines Ostberliner Plattenbaus. Auch wenn du sie bunt besprenkelst, deine Fassade dröhnt so grau und ist ungelenk. Du bist nicht elegant. Du bist nicht bunt. Du passt nicht hierher. Ich dachte immer: An und in dir gibt es nur Ecken und Kanten, zu dir gehen nur Leute, die es cool finden, sich mit etwas extrem Uncoolem zu umgeben. Etwas, das zu nichts passt. Vor dir habe ich bisher allenfalls mein Auto geparkt. Oder in einem schwachen Moment an eine deiner schlecht beleuchteten Wände uriniert. Aber seit gestern ist alles anders. Ich habe mich getraut, mal länger zu bleiben, mal hinter das Grau zu sehen. Und ich muss sagen, ich war erstaunt. Drinnen funkelst du und bist voller Sterne. Du hast mich angesehen, unter deinem kurzen pechfarbenen Haar hervor, du hast blitzende Lichter aus den Schlitzen geschossen, von schwedischer Beatmusik und britischem Pop erzählt, von der Erde, die sich dreht, und nicht von der Sonne, die untergeht. Ganz oben haben wir gestanden, als das Licht zurück in den Himmel fand; haben auf die Bahn hinuntergespuckt. Wir kennen uns nicht lange, aber jetzt haben wir uns berührt. Wir könnten es wieder tun. Es könnte etwas bedeuten.

Dein Markus Flohr