Islamisten drohen

Hamas fordert von Israel die Freilassung aller palästinensischen Gefangenen. Die Polizei in Gaza hindert 18-Jährige an Attentat

GAZA/DSCHENIN dpa/afp ■ Die radikalen palästinensischen Widerstandsgruppen Hamas und Islamischer Dschihad haben gestern gedroht, den bewaffneten Kampf gegen Israel wieder aufzunehmen. Hamas-Führer Abdelasis Rantisi warnte in Gaza: „Wenn Israel nicht alle palästinensischen Gefangenen während der dreimonatigen Waffenruhe freilässt, werden alle palästinensischen Gruppierungen einschließlich Hamas die Waffenruhe als beendet ansehen.“

Rantisi reagierte damit auf die israelische Entscheidung vom Vortag, etwa 350 der über 6.000 palästinensischen Häftlinge freizulassen, jedoch keine Mitglieder der Extremistengruppen.

Saadi Bassam, Führer des Islamischen Dschihad, drohte ebenfalls mit dem Ende der Waffenruhe, nachdem Israel einen Militärchef der Organisation festgenommen hatte. In Tubas im Westjordanland verhafteten israelische Soldaten nach palästinensischen Angaben auch den örtlichen Militärchef der Al-Aksa-Brigaden.

Die palästinensische Polizei in Gaza nahm in der Nacht zu gestern eine 18-Jährige fest, die mit einem Sprengstoffgürtel zu einem Selbstmordanschlag in Israel unterwegs war. Palästinensische Sicherheitsleute dementierten Berichte, wonach die Frau wieder auf freien Fuß gesetzt wurde.

Die Palästinenser fordern als Bedingung für eine Aufrechterhaltung der vor einer Woche ausgerufenen Waffenruhe die Freilassung aller mehr als 6.000 Häftlinge. Israel will jedoch keine Extremisten freilassen, die an Anschlägen beteiligt waren.

Der für Häftlingsfragen zuständige palästinensische Minister Hischam Abdel Rasek sagte gestern, die israelische Entscheidung beschäme die Autonomiebehörde. Sie sei in den Augen der palästinensischen Bevölkerung eine „schwere Enttäuschung“, klagte er vor einem Treffen mit dem israelischen Justizminister Josef Lapid. Bei dem Gespräch ging es um die Häftlingsfrage sowie die Wiederaufnahme der juristischen Zusammenarbeit.

Im Rahmen der Umsetzung des internationalen Friedensplans traf zudem der israelische Außenminister Silwan Schalom in Jerusalem erstmals mit dem palästinensischen Informationsminister Nabil Amer zusammen. Schalom sagte nach dem Treffen, er sehe erste hoffnungsvolle Anzeichen auf der palästinensischen Seite.