Die Bremer haben‘s im Kreuz

Der diesjährige Gesundheitsreport der DAK bringt es ans Licht: Der Krankenstand ist in Bremen gestiegen, und Rückenleiden sind die Volkskrankheit Nummer eins

taz ■ Sind Bremer fauler als die übrigen Bundesbürger? Oder gar notorische „Blaumacher“? Weder noch, geht aus einer Studie der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) hervor – aber die Hanseaten klagen häufiger über Rückenleiden.

Der gestern von der DAK veröffentlichte Gesundheitsreport 2003 für Bremen zeigt im Vergleich zum Vorjahr einen leichten Anstieg des Krankenstandes, nämlich von 3,4 auf 3,5 Prozent. Die Analyse umfasst sämliche „Arbeitsunfähigkeitsdaten“ von 17.000 Bremern und Bremerhavenern aus dem Jahr 2002. Auf jedes berufstätige DAK-Mitglied entfielen im Schnitt rund 13 Krankheitstage. „Es gibt aber keinen Anlass, pauschal über zuviel ‚Blaumacher‘ in Bremen zu schimpfen“, sagt DAK-Landesgeschäftsführer Jürgen Leseberg. Im Gegenteil: Sowohl Versicherte als auch Ärzte seien durchaus „verantwortungsvoll“ mit Krankmeldungen umgegangen.

Anlass zur Besorgnis geben laut DAK allerdings die Rückenbeschwerden der Bremer: Waren es 2001 noch psychische Erkrankungen, die im Ranking der Krankmeldungen an erster Stelle standen, widmete sich der Gesundheitsreport in diesem Jahr besonders den Rückenleiden. Bundesweit nahmen von 1998 bis 2002 die „Arbeitsunfähigkeitstage“ aufgrund von Rückenerkrankungen um 17 Prozent zu – für Bremen liegen die Zahlen deutlich darüber. Laut Désirée Niemann vom Institut für Gesundheits- und Sozialforschung in Berlin seien Rückenbeschwerden „typisch für Stadtstaatenbewohner“. Als mögliche Ursache sieht sie „die belastenden Lebensumstände dort“. Schuld sei mithin der typische Bewegungsmangel der Großstädter, Stress und die psychischen Belastungen in den Betrieben. Besonders die Wirtschaftszweige Nahrungs- und Genussmittel sowie das Gesundheitswesen beklagten einen hohen Krankenstand durch Rückengeschädigte.

Höchste Zeit also, durch verstärkte und frühzeitige Präventionsmaßnahmen diese – auch ökonomische – Zeitbombe zu entschärfen. Laut DAK müssen „die einzelnen medizinischen Versorgungssegmente optimiert“ werden: Bei den Ärzten bestünden Beratungsdefizite in Bezug auf neue Therapiekonzepte. Ebenso fordert die Kasse eine engere Kooperation zwischen Haus- und Fachärzten sowie die bessere Verzahnung von Spezialklinken und Rehamaßnahmen. Für DAK-Chef Leseberg lassen die Ergebnisse der Gesundheitsstudie nur einen Schluss zu: „Die gesamte Versorgungskette bei Rückenleiden muss gefördert werden.“ Ingrid Seitz