Uni-Rektoren wieder verdienstkreuzfähig

Rektorenchef Landfried bekommt einen Orden – und kämpft weiter um die Uni-Finanzen. Nachfolger Peter Gaehtgens

BERLIN taz ■ Da fühlten sich die Rektoren geschmeichelt. Anlässlich ihrer Jahrestagung, die gelegentlich wenig Interesse hervorruft, lädt sie ein leibhaftiger Ministerpräsident zu sich in die Landesvertretung ein. Kurt Beck lobt ausdrücklich die Arbeit der Hochschulen, die bei der Politik derzeit so wenig Anklang findet. Dann steckt er einem der ihren auch noch einen richtigen Orden an. Für einen Augenblick war die Welt der 320 Universitäten und Fachhochschulen in Ordnung.

Aber der scheidende Präsident der Rektorenkonferenz, Klaus Landfried, malerisch mit dem Verdienstkreuz am Revers vor der Silhouette des Reichstages sprechend, mochte keinen Moment ausruhen – da hat er die Krise der Universitäten in den vergangenen sechs Jahren zu nah miterleben dürfen. Landfried appellierte an die Chefs über die Elfenbeintürme, sie sollten an die Menschen denken. „Es muss in die Köpfe der Öffentlichkeit, dass Hochschulen die Zukunftswerkstätten des Landes sind – und die Arbeitsplätze von morgen.“

Landfried meinte damit die stets größer werdenden Finanzprobleme der Hochschulen. Zu dem notorischen Sparwillen der Finanzminister kommt eine Initiative aus den Staatskanzleien, die darauf abzielt, die föderale Struktur zu ändern. Das hieße, dass nur noch die Länder für die Wissenschaft zuständig wären – und deren Geldausstattung sicher schrumpfen würde.

Der rheinland-pfälzische Premiers Kurt Beck (SPD) versicherte den Rektoren zwar, der Bund werde sich weiter für den Hochschulbau und die Forschungsförderung engagieren. Landfried aber weiß, dass das zunächst die Meinung der SPD und höchstens ein Etappensieg ist. Heute will die Rektorenkonferenz daher mit einer Art Resolution an die Öffentlichkeit gehen. Inhalt: Ohne den Bund kann es keine gemeinsame Entwicklung der deutschen Hochschulen geben.

Die Art der Resolution wird zugleich ein Testfall für den Übergang von Rektorenchef Landfried an Peter Gaehtgens werden. Landfried, ein Politikwissenschaftler mit US-amerikanischen Lehrerfahrungen, hatte die vorher behäbig und staatstragend auftretende Rektorenkonferenz politikfähig gemacht. Landfried war stets schnell und deutlich vernehmbar, er scheute sich nicht, die erzkonservative Professorenlobby vom „Deutschen Hochschulverband“ in die Schranken zu weisen. Der Mediziner Gaehtgens hat bereits angekündigt, dass er anders regieren wird. „Ein Personalwechsel ist ja immer auch ein Stilwechsel“, sagte er. Dass er kämpfen kann, hat freilich auch der Edelprofessor gezeigt: Er bewahrte die FU Berlin als ihr Präsident vor der Schließung durch diverse sparwütige Finanzsenatoren. CIF