Duale Ausbildung soll Exportartikel werden

Deutsche Anbieter von Aus- und Weiterbildung grübeln, wie sie für internationale Märkte interessant würden

„Oxford Institute“, „Educational Testing Service Network“ und „Business Schools“ – andere Länder verdienen sich hierzulande mit Bildung schon längst eine goldene Nase. Auch hiesige Lehrinstitute wollen nun mit deutscher Bildung Geld machen. Denn während die Allgemeinbildung durch Pisa diskreditiert ist, gilt die berufliche Bildung aus Deutschland als vorzeigbar.

Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) etwa findet, dass die „deutsche Berufsbildung international einen ausgezeichneten Ruf“ genießt. Ihr Sprecher weiß von Nachfragen aus dem arabischen Raum zu berichten. „Unser duales Berufsbildungssystem, also der Verbund aus Theorie und Praxis, ist eine der wesentlichen Attraktionen“, erklärt er. Um die Nachfrage zu steigern, wird in die Begriffskiste gegriffen („Lifelong Learning“) und werden wohlklingende Labels aufgewärmt („Training made in Germany“).

Aber es könnte sich lohnen. Die niedrigsten Schätzungen für den Weltmarkt für berufliche Bildung beginnen bei jährlich zwei Milliarden US-Dollar. Um erfolgreich mitzulehren in dem globalen Bildungsspiel, haben sich vergangene Woche Anbieter zur Tagung „Exportartikel Bildung – Strategien zur internationalen Vermarktung beruflicher Aus- und Weiterbildungsangebote“ getroffen. Trotz „Training made in Germany“ besteht Nachholbedarf in Sachen Bildungsexport: Von den bundesweit 25.000 größeren Bildungsunternehmen ist bislang nur jedes sechste im Ausland aktiv.

Die Inhalte sind da – egal, ob es sich um Computerschulungen, Managementtechniken oder Ingenieurwesen handelt – aber trotzdem fehlt es noch an Vielem, um die Welt mit deutschem Wissen zu schulen. So erläutert Markus Pilgrim von der Stiftung für berufliche Qualifizierung, dass in vielen Ländern nicht einmal die genaue Nachfrage bekannt sei. Aber selbst wenn deutsche Lehrer gefragt sind, dann sei der Export noch nicht gesichert. Oft gebe es noch Schwierigkeiten mit der Sprache, mit lokalen Partnern, und es fehle an einer Unterstützung durch die Bundesregierung, beklagt Pilgrim. Auch Kollegen fordern nachdrücklich eine „politische Flankierung“. So sollten etwa auch Bildungsunternehmen bei Delegationsreisen berücksichtigt werden. Nicht wenige Hürden also, deswegen war der meistgebrauchte Tipp: „Langer Atem!“.

Und den braucht man auch, werden sich doch manche Weiterbildungsfelder nach dem Sturz des ein oder anderen Schahs entwickeln. So bringt Peter Göpfrich von der deutsch-arabischen Industrie- und Handelskammer die „wirtschaftliche, soziale und politische Transformation“ in der Maghreb-Ländern zur Sprache, die sich etwa in dem sich wandelnden Rollenbild der Frau äußere und ganz klar Bildungsnachfrage erzeuge: „Die Fahrschulen haben Aufschwung, nachdem jetzt auch Frauen Auto fahren dürfen.“

Aber es ist Eile angesagt in Sachen Bildungsexport, schließlich sind die Klassenzimmer in dem Gebiet, das von Ägypten bis an die Mittelmeerküste reicht, umkämpft. „Hier wird nicht gerade zimperlich versucht, amerikanische Standards durchzusetzen“, berichtet Göpfrich und fordert, dass Europa dagegenhalten müsse. Ein ganz einfacher Weg sei etwa, die ausländischen Studenten, die in Deutschland studieren, besser zu betreuen – „es sind ja nicht alle Schläfer!“, fügt er augenzwinkernd an.

MAXIMILIAN HÄGLER