Terrorhelfer verurteilt

Australischer Islamist wollte Terrorpläne verraten, doch der Geheimdienst ignorierte ihn. Neun Jahre Gefängnis

MELBOURNE taz ■ Im westaustralischen Perth ist gestern der zum Islam konvertierte Jack Roche wegen Planung eines Anschlags auf die israelische Botschaft in Canberra zu neun Jahren Haft verurteilt worden. Die Staatsanwaltschaft hatte die Höchststrafe von 25 Jahren gefordert. Doch Roche war geständig und kooperativ und kann bereits nach viereinhalb Jahren begnadigt werden. Unter Anrechnung der Untersuchungshaft hätte er dann noch drei Jahre Gefängnis vor sich.

Der ursprünglich aus Ostengland stammende 50-jährige frühere Taxifahrer und Fabrikarbeiter war vor zehn Jahren zum Islam konvertiert, um seinen Alkoholismus zu bekämpfen. Im Prozess zeigte er sich nicht als mörderischer Terrorist, sondern als naiver Helfer, der sich seines Tuns nicht bewusst ist.

Letzte Woche legte Roche überraschend ein Geständnis ab. Der geplante Anschlag, für den er wichtige Erkundigungen einholte, war von der al-Qaida nahen südostasiatischen Terrorgruppe Jemaah Islamiyah geplant worden. Roche will ahnungslos in das Al-Qaida-Netzwerk geraten sein, als er vor vier Jahren in einem Ausbildungslager in Afghanistan war und beim Essen überraschend Ussama Bin Laden traf. Der Al-Qaida-Chef habe ihm aufgetragen, in Australien eine Terrorzelle zu bilden und israelische und amerikanische Fluggesellschaften anzugreifen. Ein Ziel sollte auch der jüdisch-australische Bergbau-Magnat Joe Gutnick sein.

Roche hatte auch Verbindungen mit so führenden Terroristen wie Muchtar, den das FBI für den Architekten der Attentate in den USA am 11. September hält, dem mutmaßlichen geistigen Führer von Jemaah Islamiyah, Abu Bakar Bashir, und Hambali, dem mutmaßlichen Planer der Bali-Bombenanschläge.

Der Anschlag auf Israels Botschaft sei später von Bashir abgeblasen worden. Roche will nur mitgemacht haben, weil er um sein Leben fürchtete. Als ihm die Tragweite der Pläne bewusst geworden sei, habe er versucht, al-Qaida zu entkommen. Er kontaktierte das US-Konsulat in Sydney, das ihn an Australiens Geheimdienst Asio verwies. Der ignorierte ihn mehrfach, wie die Regierung gestehen musste.

Roches Fall zeigt das Versagen des Geheimdienstes. Erst Ende 2002 wurde die Bundespolizei auf ihn aufmerksam. Hätte Roche schon 2000 Asio über Jemaah Islamiyahs Aktivitäten berichten können, hätte vielleicht der Bali-Anschlag vom Oktober 2002 mit 202 Toten, darunter 82 Australiern, verhindert werden können. BORIS B. BEHRSING