Afghanistan: Hybride Hoffnung

VON CAROLA PAHL

„Fast alle unsere Wasserkraftwerke sind inzwischen älter als vierzig Jahre“. Zia Taher ist Energieingenieur in Afghanistan. In den Städten dort sind Stromausfälle an der Tagesordnung, und auf dem Land gibt es vielerorts überhaupt keine Energieversorgung. „Es hat in den letzten fünf Jahren zu wenig geregnet und geschneit. Deshalb sind die Wasserreservoirs fast alle leer.“ Zudem seien die Kraftwerke für eine Bevölkerungszahl von zehn Millionen Abnehmer konzipiert worden. Inzwischen leben aber dreimal so viele Menschen in Afghanistan.

Abwarten, bis die Regierung etwas unternimmt, ist Tahers Sache nicht. Mit deutschen Partnern gründete er vor zwei Jahren die Initiative „Zukunft Afghanistan“. Ihr erstes Projekt, das noch auf eine Finanzierung wartet, ist eine kombinierte Wind-/Sonnenenergieanlage für die 40.000-Einwohner-Stadt Jabal os Saraj.

Der Ort am Südausläufer des Hindukusch-Gebirges gilt als besonders windreich. Die geplante Hybridanlage soll 3.500 Kilowatt jährlich erzeugen und damit die Universitätsverwaltung verlässlich mit Strom versorgen. Drängendes Problem ist aber noch das Know-how. Rasul Rahin, Dekan der Universität, sagt: „Wichtig ist, das zwei Afghanen in Deutschland geschult werden, damit wir Wartung und Reparaturen an der Anlage selbst übernehmen können.“

„Es gab Zeiten in Afghanistan, da hat man einen Pkw schon für etwas Schlimmes gehalten“, sagt Zia Taher. Wichtig sei deshalb, dass die Studenten jetzt „das System kennen lernen, mit ihm aufwachsen, um die Akzeptanz in der Bevölkerung voranzubringen.“