Operation missglückt

Der Traum der siamesischen Zwillinge Laleh und Ladan Bijani nach einem eigenen Leben hat sich nicht erfüllt. Sie starben bei der Operation

von WOLFGANG LÖHR

Die weltweit mit Spannung verfolgte „Operation Hoffnung“ ist gescheitert. Die 29-jährigen am Kopf zusammengewachsenen siamesischen Zwillinge, Laleh und Ladan Bijani, sind tot. Die beiden Iranerinnen haben die 52-stündige Marathonoperation zur Trennung ihrer Körper im Raffles Hospital in Singapur nicht überlebt. Wenige Stunden nachdem der Kliniksprecher Prem Kumar Nair den Tod von Ladan Bijani verkündete, musste er gestern erneut vor die Kameras treten und bekannt geben, dass auch ihre Schwester Laleh verstorben sei. Kurz vor der endgültigen Trennung hätten die beiden Schwestern große Mengen Blut verloren, sagte Prem Kumar Nair. Den Ärzten sei es nicht gelungen, ihren kritischen Zustand zu stabilisieren.

Das Risiko der komplizierten Operation war den beiden Schwestern bekannt. Ihre Gehirne waren durch mehrere Adern verbunden. Auch hatten sie nur eine gemeinsame aus dem Kopf ableitende Vene. Die Ärzte mussten daher bei einer der Schwestern einen sehr riskanten komplizierten Bypass legen, um die Blutversorgung des Gehirns zu sichern. Der Experte für die Trennung von siamesischen Zwillingen, Benjamin Carson, Direktor der Pädiatrischen Neurochirurgie an der John Hopkins Klinik in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland, gab den beiden Iranerinnen nur eine „50-zu-50-Chance“. Andere Ärzte sprachen davon, dass die Überlebenschance nur bei eins zu fünf läge.

Bisher wurden solche Operationen nur bei Kindern durchgeführt. Die Bijani-Zwillinge waren die ersten, bei denen eine Trennung im Erwachsenenalter durchzuführen versucht wurde.

Laleh und Ladan Bijani ließen sich dennoch nicht von der Operation abbringen. 29 Jahre hatten sie zusammen verbracht. Laleh studierte Jura, damit ihre Schwester sich ihren Berufswunsch erfüllen konnte. Sie selbst wollte Journalistin werden. Seit langem schon suchten die Schwestern nach einer Klinik, die ihnen ermöglicht, eigene Wege zu gehen. Ohne Erfolg.

Erst Keith Goth, leitender Neurochirurg am Raffles Hospital, ließ sich auf die Operation ein. Auch Goth wollte anfänglich die Trennung der Bijani-Schwestern nicht wagen: „Wir haben versucht, sie umzustimmen“, sagte er vor der Operation. Doch dann stellte er das internationale Ärzteteam für den Eingriff zusammen. Die iranische Regierung zeigte sich großzügig: Sie kündigte noch während der Operation an, dass sie die gesamten Kosten für die Operation, etwa 261.000 Euro, übernehmen werde. Spenden kamen auch aus der Industrie. So stellte das deutsche Unternehmen Carl Zeiss mehrere OP-Mikroskope zu Verfügung und Dräger Medical, mit Hauptsitz in Lübeck, zwei Beatmungsgeräte. Der Aktienkurs des privaten Krankenhausträgers des Raffles Hospital machte nach der Bekanntgabe der Operation einen Sprung von über 18 Prozent nach oben.

In Iran wurde die Operation in Singapur als „nationales Ereignis“ mit Spannung verfolgt. Als der Tod von Laleh und Ladan Bijani bekannt wurde, unterbrach das iranische Staatsfernsehen das laufende Programm.