Ein einziger Billigflieger überlebt

Studie: Ryanair streicht die Gewinne ein, die anderen müssen einpacken. Etablierte Airlines sind von billiger Konkurrenz nicht bedroht. Ihnen bleiben die Geschäftsreisenden

FRANKFURT taz ■ Eine europäische „Erfolgsgeschichte“ wird am Ende wohl nur der irische Low-Cost-Carrier Ryanair aufschreiben können. Viele andere Billigflieger dagegen würden in den nächsten zehn Jahren wieder verschwinden. Das jedenfalls prognostizierte gestern in Frankfurt der Luftverkehrsexperte Lucio Pompeo aus der Schweiz, der für die renommierte Unternehmensberatungsagentur McKinsey eine Studie zur Zukunft der europäischen Billigfluglinien erarbeitet hat. Sein Fazit: „The winner takes it all!“

Und der Gewinner bisher sei eindeutig Ryanair, so die Studie, mit jährlichen Zuwachsraten von 24 Prozent beim Ertrag (1996 bis 2001). Alle anderen Billigfluganbieter dagegen fuhren Verluste ein: insgesamt rund 1 Milliarde Euro. Pompeo hält es allerdings auch für möglich, dass wenigstens noch eine zweite Airline in diesem Segment in den Jahren bis 2007 auf Dauer in die Gewinnzone fliegt.

Wer es bis 2007 nicht geschafft hat, ist wohl endgültig aus dem Rennen ausgeschieden. Denn in vier Jahren, so die Studie, verlangsame sich das Wachstum auf dem Billigflugsektor. Die Konkurrenz werde schon jetzt immer größer. Hinzu kommt, dass auch die etablierten Fluggesellschaften auf inländischen Strecken schon heute kosteneffizient arbeiteten und den Billigfliegern Paroli bieten könnten. Die etablierten Airlines seien auch deshalb nicht ernsthaft bedroht.

Allerdings mache der „Mix“ aus negativen Faktoren – Terrorismus, Krieg, Wirtschaftsflaute und eben der Konkurrenz durch Ryanair und andere – gerade den großen europäischen Airlines derzeit noch schwer zu schaffen. Doch das Blatt werde sich bald wenden, so Pompeo. Bei den Etablierten geblieben seien nämlich die Geschäftsreisenden, die Wert auf attraktive Flugpläne, Flexibilität und Service legten.

Auf den Langstrecken machen die Billigfluganbieter ohnehin auch künftig der Lufthansa und anderen keine Konkurrenz. Deren Philosophie von der drastischen Kostenreduzierung sei auf der Langstrecke nicht umzusetzen. Die Passagiere bräuchten auf Interkontinentalflügen wesentlich mehr „Beinfreiheit“, als es sie in den mit zusätzlichen Sitzreihen „voll gepfropften“ Maschinen der Billiglinien gebe. Und sie müssten auch angemessen verpflegt werden. Zudem lohne sich auf langen Strecken nur der Einsatz von sehr großen Flugzeugen. Aber Jumbos könnten nicht auf den kleinen Flughäfen landen, die etwa von Ryanair in Europa bevorzugt werden – um Start- und Landegebühren zu sparen. Und auch der stabile Pauschalreisemarkt, den die Etablierten mit ihren Chartergesellschaften bedienten, könnte von den Billigfluglinien nicht geknackt werden, weil diese nur Einzelflüge anbieten.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT