das wird der monat (nr. 6)
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Kaiserslautern, 6. Juni: Nach einem unfallfreien Shakehands mit dem gegnerischen Trainer beim Test-Länderspiel gegen Ungarn (1:1) handelt Teamchef Rudi Völler sofort und nachverpflichtet den 491-jährigen Lothar Matthäus für den deutschen EM-Kader: „Auf Loddas Spielintelligenz können wir nicht verzichten.“ Der Reaktivierte („Ich fühle mich wie höchstens 481“) freut sich auf den ersten Gegner: „Vor einem Lothar Matthäus haben meine niederländischen Freunde aus Holland schon immer hohe Angst.“

Paris, 7. Juni: Einen Monat vor der Tour de France beweist Radelsmann Jan Ullrich („Ich sehe für den Sommer überhaupt keine Alarmglocken läuten“) erneut ungebrochenen Siegeswillen mit allen Sinnen: „Ich werde jede pessimistische Sichtweise überhören.“ Auf Nachfrage präzisiert Ullrich seinen „hungrigen Tatendurst“: „Ich schmecke schon den augenscheinlichen Geruch des Erfolgs.“

Freiburg, 11. Juni: Bei den ausufernden Feiern zum 100. Geburtstag des Sportclub Freiburg jubelt der singende Laudator Herbert Grönemeyer: „Tief im Sü-de-he-hen, wo die Sonne so schei-scheint, ist des Fußballs Seele – mit dem Leben ver-ei-hei-heint.“ SC-Trainer Volker Finke lobt „ballführende Reime in harmonischer Doppeldeckung“.

Frankfurt/Main, 13. Juni: Die Kombisportinitiative des Deutschen Sportbundes übertrifft alle Erwartungen. Nach dem Vorbild Biathlon („nur doppelte Langeweile prickelt richtig“) kommen aus der Bevölkerung „hunderte neue Disziplinenkreationen“ von Berglaufschach über Dressurpferderugby bis Unterwassergolf. Erste Testsportfeste, so der DSB, sollen mit Speed-Cricket, Eiskanal-Formel-1 und dem „1. Westerwälder Sommer-Biathlon“ (Tontauben-Speerwurf vom Mountainbike) ausgetragen werden: „Der postmoderne Zehnkampf steht vor der Tür.“

Porto, 19. Juni: Durch ein tapferes 0:0 gegen Lettland bleibt die DFB-Auswahl nach dem Auftakt-0:3 gegen Holland rechnerisch noch im EM-Turnier. „Wir haben immerhin auch mal aufs Tor geschossen“, freut sich Resterampenkönig Rudi Völler. Torwart Kahn widerspricht: „Mein Abschlag kam ehrlich gesagt nur durch eine Windböe so weit.“

Lissabon, 23. Juni: Nationale Scham verbietet es, das Ergebnis des EM-Spiels gegen Tschechien vorab bekannt zu geben. Nach zehn Eimern Portwein wird DFB-Chef Mayer-Vorfelder beteuern: „Die Erwartungen waren zu hoch. Es kann uns halt nicht immer ein so offenes Match wie in Rumänien gelingen.“ MÜLL