Schmidt Sommershow bietet zum dritten Mal Sommershow mit Kabarett, Schleiertanz und Zauberern
: Die schweißtreibende Arbeit tun ausnahmsweise mal die anderen

Der Countdown läuft: noch ein knappes halbes Jahr, bis das Schmidt Theater seine Pforten schließt. Um dann erst nach an-derthalb Jahren in neuer Gestalt wieder aufzuerstehen. Mithin also auch das letzte Mal im alten Gehäuse jetzt bis Ende August die Schmidt Sommershow, seit drei Jahren erfolgreich gepflegtes Amüsement für Wegfahrmuffel, Showjunkies und Schwitzhüttenfreunde.

Das gut zweistündige – im Laufe der Wochen wechselnde – Programm voller Comedy, Akrobatik, Zauberei, Musik und Tanz moderiert Kay Ray. Im Schmidt dank eigener Late-Night-Show und diverser Soli bekannt, rangiert er unter der Bezeichnung Comedy-Punk, der gerne mal (verbal) unter die Gürtellinie greift, bestens pop-singt und über eine große Portion Humor verfügt. Außerdem gilt er als hervorragender Entertainer; man wird sehen.

Während der gesamten siebeneinhalb Show-Wochen an Kay Rays Seite zu besichtigen sind Lutz & Moritz. Sie kommen daher wie zwei verpimpelte Muttersöhnchen, pfötchenhaltend und kleidungfummelnd. Doch mit dem richtigen Spielzeug in den Händen verwandeln sich die zwei in Jongleure, die mehr können, als Bälle in die Luft zu schleudern. So manchen Preis für ausgefeiltes Tun schleppen sie mit im Reisegepäck.

Alle, die gerne mal selbst mitmachen, sollten sich bis Anfang August in die erste Reihe setzen, und zwar für Chantall. So heißt die Dame, sie gibt sich als vom Meister verlassene Zauberer-Assistentin aus. Und folgerichtig braucht sie ihrerseits gerne mal Assistenten zum Zaubern. Im selben Zeitraum langen Tap & Bass musikalisch-artistisch zu. Kurt Holzkämper zupft und streichelt den Bass. Und Thomas Marek füßelt dazu in eine neue Dimension des Stepptanzes. Die beiden versprechen ein ungewöhnliches rhythmisches Zwiegespräch, das von leisen Tönen bis zu fulminanten Funkgroovees reicht.

Mit den Vorgenannten in der Show tummelt sich Michael Krebs, der beim 1. Hamburger Cup of Comedy auf dem zweiten Platz landete. Wahlweise als Klavierka-barettist oder Comedypopper annonciert, singt er, an Georg Kreisler erinnernd, hellen Klanges und von sich selbst am Klavier begleitet, Songs über sein schräges Leben. Etwa über seine ominösen Pubertätsverzögerungen oder seine hoffnungslose Liebe zu einem Supermarkt.

Ein Highlight im August-Programm ist der nächste Zauberer. Hieronymus werden wahrhaft preußische Tugenden nachgesagt. Er gilt als streng und humorlos, als grimmig und arrogant gar, dabei jedoch verflucht gut in seinem Tun. Fern vom plapperhaften Anbiedern so vieler seiner zaubernden Kollegen, gönnt er seinem Publikum bestenfalls einen bösen Blick.

Fürs Kontrastprogramm sorgt die Bauch- und Schleiertänzerin Dorice. Im farbigen Lichtbad wird sie sich ent- und verhüllen, virtuos umherwirbeln. Die Überleitung zum Akrobaten-Duo Chronkh (Foto) dürfte Kay Ray dann nicht schwer fallen. Statt Schleiern trägt das Paar grad mal Saunatücher um die Hüften. Sie platzieren ihre Turnkünste höchst skurril in Sauna-Ambiente. Wo andere beim bloßen Stillsitzen in Schweiß ausbrechen, fangen die beiden einen reichlich körperlichen Flirt an. Miteinander, durcheinander, übereinander in hitzeumwaberten Stellungen. Zum Nachmachen garantiert ungeeignet. Aber sicherlich ein Grund, sich zu freuen, dass man hier einfach vor sich hin schwitzen kann, die schweißtreibende Arbeit aber ganz amüsant anderen überlassen bleibt. OLIVER TÖRNER

Schmidt Sommershow bis 30.8., immer mittwochs bis samstags 20 Uhr (Lutz & Moritz bis 30.8.; Chantall, Tap & Bass, Michael Krebs bis 2.8.; Hieronymus, Dorice, Chronkh 6.-30.8.) Karten 040-31 77 88 99