Opec macht ein Fass auf

Die Organisation Erdöl exportierender Staaten erhöht ihre Produktion sofort um zwei Millionen Barrel pro Tag. Kaum Auswirkungen auf Ölpreis. Kanzler in Bonn: Abhängigkeit vom Öl verringern

BEIRUT/BONN taz ■ Die Opec will ab sofort mehr Öl auf den Weltmarkt bringen. Die Minister der elf Mitgliedsstaaten beschlossen gestern auf ihrer außerordentlichen Sitzung in Beirut, ihre Förderquote um zwei Millionen Barrel zu erhöhen. Ein Barrel entspricht einem Fass mit 159 Litern. Möglicherweise sollen ab August weitere 500.000 Barrel hinzukommen. Darüber wollen die Minister aber noch einmal im Juli beraten. Mit diesem Schritt blieb das Kartell hinter den Erwartungen der Märkte zurück. Denn vor der Sitzung hatte das Opec-Mitglied Saudi-Arabien eine Anhebung der Förderung um 2,5 Millionen Barrel in einem Schritt vorgeschlagen. Daraufhin waren die Ölpreise leicht gesunken.

Fachleute sehen die Erhöhung vor allem als wichtiges psychologisches Signal. Die tatsächliche Bedeutung bleibt aber gering, da die Ölpreise vor allem wegen Angst vor Terroranschlägen und stetig steigender Nachfrage zur Zeit auf Rekordniveau liegen. Weltweit werden aktuell rund 80 Millionen Barrel Öl pro Tag verbraucht, das entspricht in etwa der weltweiten Produktionsmenge. Die Opec-Staaten liefern davon ab sofort offiziell 25,5 Millionen Barrel. Allerdings haben einzelne Staaten bereits in der Vergangenheit mehr Öl gefördert, als die Quote vorsah.

Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, sagte, die Erhöhung der Opec gehe „in die richtige Richtung“. Er hatte die Opec zuvor aufgefordert, „vernünftig“ zu handeln, damit die derzeit hohen Preise nur ein vorübergehendes Phänomen blieben. Ansonsten seien sie ein „Risiko“ für die Konjunktur.

Bundesfinanzminister Hans Eichel begrüßte die Erhöhung. „Ich finde es gut, dass die Opec ihren Teil der Verantwortung für die Weltwirtschaft damit anerkennt“, sagte Eichel in Cottbus. Auch Bundeskanzler Gerhard Schröder begrüßte die Nachricht. Zuvor hatte der Kanzler auf der Internationalen Konferenz für erneuerbare Energien in Bonn vor der hohen Abhängigkeit vom Öl gewarnt. Die hohen Ölpreise und die instabile Lage im Nahen Osten machten deutlich, „wie überlebenswichtig“ eine Energieversorgung sei, die auf unterschiedliche Quellen wie Sonne, Wind und Wasser setze, sagte Schröder. Durch die „einseitige Abhängigkeit der Weltwirtschaft vom Öl“ sei die internationale Gemeinschaft verwundbar. Die Verbreitung erneuerbarer Energieträger sei auch ein „Gebot der Sicherheit“.

Der Chef des UN-Umweltprogramms Unep, Klaus Töpfer, schlug den EU-Staaten einen „Stabilitätspakt für Ökologie“ vor, in dem sich die Mitglieder – wie beim Euro-Stabilitätspakt – zur Einhaltung konkreter Ziele und Zeitpunkte für den Schutz der Umwelt festlegen. „Derart würde ein Rechtfertigungsdruck erzeugt, der ähnlich groß wie beim Thema Neuverschuldung ist“, erklärte Töpfer. step/rei

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