heute in bremen
: „Einige Banken müssen pleite gehen“

Offenes Plenum der Bremer Linken diskutiert über die Krise des Neoliberalismus

taz: Herr Elsner, Sie bezeichnen den Neoliberalismus als Schockdoktrin. Was ist so schockierend?

Wolfram Elsner, Wirtschaftswissenschaftler an der Uni Bremen: Das neoliberale Wirtschaftssystem hat in den vergangenen 30 Jahren eine gigantische Umverteilung von unten nach oben bewirkt. Um deregulierte Märkte zu schaffen, wurden weltweit staatliche Institutionen geschwächt und zerstört. Gleichzeitig bietet der Neoliberalismus keine Lösung für wirkliche Probleme, etwa die hohe Arbeitslosigkeit. Das ganze System bedient die Interessen der herrschenden Klientel. Meine Erfahrung ist, dass der Neoliberalismus in den Köpfen der Leute schon längst delegitimiert ist.

Ist die Finanzkrise eine Chance für alternative Modelle?

Nicht automatisch. Gerade in Krisenzeiten lassen sich die Leute einschüchtern. Die Herrschenden schüren Zukunftsängste und bieten autoritäre Lösungen an. Die Linkspartei hat längst die heimliche Meinungsführerschaft. Bisher ist es ihr gelungen, die Regierung vor sich herzuschieben

Was ist die Aufgabe der Politik?

Die Bundesregierung praktiziert die dümmste Variante des Neoliberalismus. Das Konjunkturpaket folgt dem neoliberalen Dogma und setzt keinerlei Impulse. Anstatt in die Modernisierung der Infrastruktur zu investieren, fließt weiter staatliches Geld, um die Banken zu retten. Der Steuerzahler darf dafür nicht aufkommen: Wir sollten die ein oder andere Großbank pleite gehen lassen. INTERVIEW: STH

Vortrag um 19.30 Uhr im Bürgerhaus Weserterrassen